Hallo! Hier sind die Reisefrequenzen unterwegs auf einer Tour an der Südküste Cornwalls. Die südliche Küste ist vorbei an jeder Bucht und jeder Klippe mehr als 350 Kilometer lang. Wir finden auf unserer mehrtägigen Reise durch Cornwall interessante, romantische und legendäre Orte. Dazu blaugrünes Wasser, Strände und selbstredend die endlos schöne Küste.
Es sind Plätze an denen ich oft gewesen bin und endlich in diesem Jahr wieder sein konnte.
Jede Station lohnt einen Ausflug, die ganze Strecke kann mehr als eine Reise sein. Wir beginnen im Osten und fahren nach Westen bis ans Ende des Landes, nach Land‘s End.

- Die schönsten Orte an der Südküste von Cornwall
- 1. Saltash
- 2. Maker Heights
- 3. Rame Head
- 4. Cawsand/Kingsand
- 5. Looe
- 6. Polperro
- 7. Fowey
- 8. Charlestown
- 9. Falmouth
- 10. Trebah
- 11. Kynance Cove
- 12. Lizard Point
- 13. Mount St. Michel
- 14. Mousehole
- 15. Porthcurno und das Minack Theater
- 16. Bis Land‘s End



1. Das unterschätzte Saltash
Die Brücken zum Glück strecken sich von Plymouth nach Saltash über den tiefen Einschnitt des Flusses Tamars, der die Grenze zwischen Devon und Cornwall ist. Die alte unvergleichlich schöne Eisenbahnbrücke und die neue praktische Straßenhängebrücke. Die Brücke für den Schienenstrang ist ein spektakulärer Eyecatcher. Der geniale britische Ingenieur Isambard Kingdom Brunel hat sie projektiert und Prinz Albert weihte sie im Mai 1859 offiziell ein. Dagegen sieht der Übergang für die Autos fast langweilig aus. In der Mitte der Brücke begrüßt uns Cornwall mit dem seinem Wappen und den keltischen Worten „Kernow, a’gas dynergh“. Willkommen in Cornwall. Unsere Fahrt gen Westen ist kostenfrei, nur die Rückkehr kostet den Brückenzoll.
Einen freien Blick auf die erhabenen Brücken gibt es in Saltash vom Ufer des Tamars. Dort gebe ich der Statue des rauchende brillanten Brückenkonstrukteurs Isambard Kingdom Brunel zögernd die Hand.
Das älteste Gebäude von Saltash wurde um 1480 gebaut. Heute ist es ein kleines Museum und erinnert an Mary Newman. Die Perle des Cottages ist der von ehrenamtlichen Helfern gepflegte blühende Garten mit Blick bis zur Brücke. Wir trinken Tee und Kaffee aus Großmutters Geschirr, essen leckeren Kuchen und plaudern mit den Frauen über die Details im Museum.Am 4.Juli 1569 heiratete Mary Newman einen der bekanntesten Seefahrer und Piraten aller Zeiten. Aus Ms. Newman wurde Mrs. Francis Drake. Während ihr Mann über die Weltmeere schipperte lebte Mary in Saltash an der Culver Road. 1577 verließ Drake die Hafenstadt Plymouth auf dem Schiff Pelican und kam nach erfolgreicher Weltumsegelung und schwer beladen mit gekapertem spanischem Gold erst 1580 wieder in Plymouth an. Mary, die sich die ungewisse Wartezeit mit Thomas Doughty, einem Freund ihres Mannes, verkürzte, ruderte ihm auf dem Tamar entgegen.
Tipps für Saltash: Mary Newmans Cottage 51 Culver Rd. Saltash PL124RE
Museum mit kleinem Café und Garten.
Mehr zum Thema: Saltash. Grandiose Brücken über den Tamar nach Cornwall und das Haus von Mary Drake.



2. Campen und Chillen auf Maker Heights
Wild, frei und anders. Auf der Halbinsel Rame gleich am Anfang von Cornwall liegt das Base Camp für alle, die Kreativität und Wildlife lieben. Campen, Wandern, Vögel beobachten, am Lagerfeuer sitzen und gut essen. Maker Heights ist ein Ort zum Chillen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde Maker Heights stark befestigt um den gegenüberliegenden wichtigsten Hafen der britischen Marine zu schützen. Devonport bei Plymouth sollte durch fünf Forts gesichert werden. Ich stapfe durch das Gras zu den starken Verteidigungsanlagen der alten Seefestung. Sie stehen unter Denkmalschutz und sollen als Teil des Gesamtprojekts Maker Heights erhalten bleiben. Es ist ein riesiges Gelände. Das Bistro The Canteen am Eingang in einer Nissenhütte ist für alle neugierige Foodies eine Verführung. Blümchengeschmückt kommt das Essen von Frühstück bis Lunch auf den Teller. Später öffnet das Guard House Café und am Abend die Garrison Bar als Club in einer ehemaligen Militärbaracke. Es gibt ein Camp zum Übernachten und weiter unten auf der Wiese stehen noblere Zelte für die Cornwall-Safari mit Palmenlook.
Tipps für Maker Heights: Maker Heights Übernachten, Chillen, Community https://makercamp.org.uk und https://www.seafortscornwall.com
Ein paar Meilen entfernt: Mount Edgcumbe House und Park. Das Herrenhaus der Grafen von Edgcumbe im Tudor Stil, die formalen Gärten mit Pflanzen aus Neuseeland, Italien und England sowie ein weitläufiger Park an der Küste lohnen eine Exkursion für einen ganzen Tag. Ich komme zu spät am Abend und lese nur über den Schatten. Hier wollten Hitler und Göring nach dem Sieg über England residieren.



3. Die östlichste Klippe in Cornwall ist Rame Head
Eine kleine dem heiligen Michael geweihte Kapelle hockt auf der östlichsten Klippe und hat sich als Landmarke auf ihrer konischen Landspitze einen perfekten Platz für den 360 Grad Viewpoint gesucht. Rame Headland ist ein guter Ort für Anfang und Ende von Cornwall und für einen schönen Sonnenauf- oder untergang. Bei gutem Wetter ist über dem Meer der verwegen weit draußen stehende berühmte Eddystone Leuchtturm zu sehen.
Tipp für Rame Head: Rame Head liegt am South West Coat Path. Vom Parkplatz an der Coast Watch Station Rame Head ca. 15 Minuten zu Fuß.



4. Cawsand und Napoleons letzter Ausblick
Im Osten der Halbinsel Rame liegen gegenüber von Plymouth die Zwillingsorte Cawsand und Kingsand. Ich gehe zwischen liebevoll gepflegten und meer-stylisch gestalteten Häusern spazieren. An den Eingangstüren schützen Treppen oder eiserne Barrieren das Innere vor eventuelle Fluten und in den Gärten blühen rote und pinke Spornblumen. Mediterran-cornisches Flair. Und dennoch scheint diese östlichste Ecke Cornwalls von allen, die eilends auf Hauptstraßen gen Westen strömen, wie vergessen. Auf dem öffentlichen WC hängt ein Plakat: Bitte weitersagen, wie schön Cawsand ist! Das mache ich gerne.
Der Strand schimmert in der Sonne, der Hafen ist eine natürliche Bucht, einige Frauen die sich gut kennen schwimmen wie jeden Tag im frisch kühlen Wasser. Gegenüber im The Bay Bar & Restaurant wird eine Hochzeit gefeiert, Musik schallt leise herüber. Ein Paar sitzt mit gefüllten Weißweingläsern auf den Stufen des Uhrenturms und genießt die letzten Sonnenstrahlen. Im Devonport Inn fast gegenüber gibt es frischen Fisch, Cream Tea und Champagner. Mitten im Ort ist an einer Hauswand eine alte Grenze markiert. Links Devon, rechts Cornwall. So verlief bis 1844 die Trennungslinie der Grafschaften durch die kleine Fischersiedlung. Seitdem gehören Cawsand und Kingsand zu Cornwall.
Cawsand war das letzte was Napoleon einst vom heimischen Kontinent sah bevor ihn die Briten nach St. Helena deportierten. Zunächst wurde er auf der britischen HMS Bellerophon im Plymouth Sound festgehalten. Doch nachdem bis zu 10.000 Schaulustige sich im Sound um ihn tummelten, wurde die Bellerophon mit Napoleon in die abseits der Großstadt gelegene Bucht von Cawsand verlegt. Am 9. August 1815 begann von hier aus seine Reise in den Südatlantik. Das letzte was er von Europa sah war die Küste von Cornwall. „Efnin, ce beau pays –Endlich dieses schöne Land“ waren seine Worte fast uferloser Bedeutung.



5. Crabbing in Looe
Typisch englisch. „Crabbing“, Krebsfang, heißt das langsame, konzentrierte Vergnügen für das der Hafen von Looe der ideale Ort ist. Als Ausländerin schaue ich erstmal einfach nur zu. Der Looe River, der hier an einem Strand ins Meer mündet, fließt behäbig unter der siebenbogigen Brücke und teilt Looe in zwei Seiten. East und West. Unter den Steinen und Wasserpflanzen im Brackwasser des Flusses finden die Krebstiere gute Verstecke. Crabbing heißt Krebse anlocken, fangen, nur schauen und keinesfalls töten. Es gibt strenge Regeln zum Krebsfang, sie hängen auf Plakaten am Kai aus. Auch das ist mir neu. Naturschützer aus Looe sind die Erfinder des „Crabbing Codes“. Voraussetzung für erfolgreiches „Crabbing“ sind ein Netz oder Kescher, ein Gewicht und ein Eimer. Die Ausrüstung bieten die kleinen Läden in den schmalen Gassen von Looe zum Kauf an. Dann braucht’s noch etwas zum Beißen. Die Krebstiere sind durchaus wählerisch und mögen am Liebsten Fisch, Hühnchen oder Bacon. Die wichtigste Zutat ist Geduld. Und schon landen sie nach dem Fang im Eimer an Land. Es sollten jedoch nicht mehr als drei Krebse in einem Bottich sein, um Streit zu vermeiden. Und wenn doch, muss einer den Eimer gen Looe River wieder verlassen. Meist sind es die männlichen Krebse die für Unruhe sorgen. Zum Schluss kommen alle Krebse wieder ins Wasser und suchen krabbelnd Unterschlupf im schützenden Seetang. Für alle, die wie ich nach dem Fangvergnügen hungrig geworden sind, ist die Sardine Factory in West Looe eine Restaurant-Empfehlung. Wer statt Fisch lieber Fleisch sucht findet in Sarah’s Shop Pastys in allen Variationen, auch vegetarisch und verführerisch süß. In jedem Fall ist Looe eine lohnende Station.
Tipps für Looe: Sarah’s Pasty Shop, 6 Buller Street, East Looe.
The Sardine Factory, Restaurant, Quay Road West, West Looe
Extratipp: Mit dem Zug der Southwestern Railway ab Liskeard bis Bahnhof Looe – oder umgekehrt – in einer guten halben Stunde auf malerischer Strecke entlang des Flusses zu zuckeln ist eine attraktive Ausflugsstrecke.



6. Sehnsucht nach einem Versteck in Polperro
Polperro kam als Schmuggler– und Schwarzhändlerhafen in diese Welt. Noch heute sind hier die Parkplatzgebühren die Höchsten auf unserer gesamten Südküsten Tour. Dafür ist ein riesiger Platz fast so groß wie das Dorf geteert und trotz der Gebühren ohne WC ausgestattet. Sonst ist hier alles sehr schön. Eingebettet in eine charmant-wilde Landschaft schmiegen sich alte Steinhäuser und Cottages in die engen Kopfsteinpflastergassen die sich zum kleinen Hafen winden. Polperro bewahrt sein historisches Ambiente, gespickt mit Galerien, Souvenirläden, Cafés und Bistros. Und zwischen allen Besuchern gibt es wie seit jeher behagliche Plätze, um dem Gedränge zu entschwinden. Denn wer schmuggelt kennt das Versteck. Ein guter Ort für Ruhe im Rummel ist für mich das Museum of Smuggling & Fishing. Eingerichtet in der alten Sardinenfabrik die einst einer italienischen Familie gehörte wird in der Ausstellung alles gezeigt, was das Schwarzhändler- und Steuerhinterzieherherz braucht. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens liegt die Höhle von Willy Wilcox, der durch erfolgreiche illegale Transporte von Brandy, Gin und anderen Gütern zu einem Helden wurde. Über das Ende von Willy Wilcox gibt es verschiedene Versionen. Wahrscheinlich ertrank er im Labyrinth seiner unterirdischen Gänge mit der eindringenden Flut. Das schmucke Polperro hat viele Seiten.
Tipps für Polperro: Heritage Museum of Smuggling and Fishing https://www.museumsincornwall.org.uk/Polperro-Heritage-Museum-of-Smuggling-and-Fishing/Cornwall-Museums/
Wer nach Schmuggelgeschichten hungrig geworden, für den ist der Pub „Three Pilchards“ eine Empfehlung. Ich habe einen guten Cream Tea im blumigen Ambiente bei langsamer Bedienung draußen in „The Plantation Tea Room“ genossen.



7. Loving Spirit in Fowey
Sanft schmiegen sich die Häuser an Hügelkanten und schauen auf das bunte Treiben in der Mündung des Foweys. Von hier aus wird das bei St. Austell abgebaute Kaolin verschifft und kleinere Kreuzfahrtschiffe schwemmen ihre Gäste in die engen Gassen des Städtchens. Fowey ist der Heimathafen für mehr als 1500 Boote und in jedem Jahr kommen weitere über 7000 Segler vorbei. Ich schaue den farbigen übers Wasser huschenden Segeln zu. Stundenlang könnte ich hier stehenbleiben. Neben mir steht „Rook with a Book“. Die Rook ist eine große Krähenskulptur aus Metall mit einem Buch in den Krallen. Sie wurde in Erinnerung an die Schriftstellerin Daphne du Maurier am Kai aufgestellt. Gegenüber am anderen Ufer steht das Haus in dem die Autorin ab 1926 gelebt hat. Mit seinem weiß-blauen Anstrich sieht es nach griechischer Insel aus. Hier schrieb sie ihr erstes Buch „The Loving Spirit“. Es hat ihren späteren Mann so begeistert, dass er während dreier Monate entlang der cornischen Küste segelnd nach seinem Glück suchte bis er Daphne in Fowey fand. In dem Haus in Ferryside neben der Fähre lebt heute ihr Sohn Kits Browning. Daphne und ihre Familie zogen später ins nahe Menabilly. In ihrem Buch „Rebecca“ wird das Anwesen zum berühmten Manderley .
Tipps für Fowey: Captain Hank’s Crab and Snack Shack, dort gibt es frischen Fisch vom Vintage Van am Berills Yard. Die Fähre nach Boddinick lohnt die Überfahrt. Dort liegt auch das ehemalige Wohnhaus von Daphne du Maurier.



8. Nostalgie am Hafen von Charlestown
Könnte ich doch den langen Rock raffen, die Hände in der Schürze abwischen und die Zeitreise in die georgianische Welt des Hafens um 1800 beginnen. Kopfsteinpflasterstraßen, die grauen Häuser der Fischer, alte Großsegler an der Kaimauer und über der steilen Steintreppe die vielbesuchte Rumkneipe. Charlestown gleicht einem Seestück-Gemälde und ist das Werk eines Mannes.
Charles Rashleigh ließ ab 1791 den Hafen mitsamt Dorf errichten, nannte ihn bei seinem Namen und verdiente Profit. Sein ertragreiches Exportgut waren die Kupfererze und die auf See illegal gekaperten Waren. Nach dem Tod von Charles Rashleigh begannen schwierige Zeiten. Schließlich kam die Rettung des Hafenbetriebes in Form eines neuen Produkts. Statt des langsam versiegenden Kupfers wurde nun das 1755 erstmals in Cornwall entdeckte Kaolin transportiert. Inzwischen ist der Hafen von Charlestown viel zu klein für die Schiffsindustrie. Heute liegen hier die gepflegten stromlinienförmigen Körper der Großsegler, durch ihre Takelage scheint der cornische Sonnenschein und am Ufer werden im Angesicht der Idylle Filme gedreht. 2008 filmte Tim Burton „Alice in Wonderland“, eine Episode von „Doctor Who“ entstand und das georgianische Charlestown war eine zeitgerechte Staffage der Kultserie „Poldark“. Nostalgie an der Küste. Wäre ich eine Frau des 18. Jahrhunderts müsste ich der Mode entsprechend meine Haare meterhoch auftürmen und einen Reifrock tragen. Glücklicherweise bin ich es nicht.
Tipps für Charlestown: Schiffswrackmuseum https://www.shipwreckcharlestown.co.uk/
Pub The Rum Sailor. 450 Sorten Rum und 200 Sorten Gin.



9. The Spirit of the Sea ist Falmouth
Der weltweit drittgrößte Naturhafen, das National Maritime Museum, attraktive Segelregatten. Falmouth ist Meer. Der Fluss Fal und die Carrick Road schneiden sich tief in die Landschaft ein und formen ein cornisches Delta. Die Haupteinkaufsstraße ist die Meile zum Einkaufssegeln. Mir wird das ein wenig zu viel. Mein Fluchtpunkt ist das Pendennis Castle mit seinen hohen abweisenden Verteidigungswällen und zu allervorderst der Pendennis Point. Herrlicher Seeblick und Eiscreme oben drauf.
Tipps für Falmouth: Maritime Museum https://nmmc.co.uk/. Pendennis Castle https://www.english-heritage.org.uk/visit/places/pendennis-castle/. Besonders schön ist der Blick vom Pendennis Point an der Südspitze der Landzunge außerhalb des eintrittpflichtigen Castles. Ein schöner Strand am Meer ist der kleine Swanpool Beach mit Beach Café und einem Inlandspool, auf dem sonntags ältere Herren gemütlich ihre Modellboote fahren lassen.



10. Der Garten von Trebah
Mein Blick schweift über die Wiese bis in die hohen Baumfarne und zu den blauvioletten Blüten der Hortensien. Am Ende des Gartens funkelt durch eine grüne Lücke das hellblaue Wasser des Helford Rivers. Der Garten von Trebah liegt in einem von hohen Bäumen vor salzigen Winden geschützten Tal und im wärmeren Gartenherz blühen Rhododendren, Magnolien und Kamelien in prächtigen Farben. Die Baumfarne waren einst nichts als Ballast der über die Weltmeere segelnden britischen Schiffe. Ihre Stämme trafen aus Neuseeland kommend im Hafen von Falmouth ein und wurden gelagert bis plötzlich aus dem trockenen Holz wieder Leben wuchs. Seitdem sind die ozeanischen Baumfarne ein besonderer Exot in den Gärten von Cornwall. Ich schaue nach oben und sehe die Sonne durch Farnwedel tropfen. Der Garten von Trebah wurde um 1840 im viktorianischen Stil angelegt. Doch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs verkümmerte er zum Aufmarschgebiet der US-Amerikanischen Truppen für die D-Day Landung. 1980 kauften Major Hibbert und seine Frau Eva den Garten samt Domizil. Sie zähmten den wilden subtropischen Dschungel und gestalteten ihren Zaubergarten. Mein Weg führt hinunter zum Strand. Unterwegs schirmen riesige Pflanzen die aussehen wie gigantischer Rhabarber jedes englische Wetter ab. Gunnera heißen die Mammutblätter aus dem subtropischen Regenwald. Eine geschwungene weiße Brücke führt über den Mallard Pond. Auf dem Teich blühen Seerosen und drumherum wächst ein Meer von Hortensien als sei es ein Gemälde des französischen Malers Eduard Monet.
Tipps für den Garten von Trebah: https://www.trebahgarden.co.uk/deutsche
Der Garten, zu dem ein Shop und ein Selbstbedienungsrestaurant gehören, hat am Helford River einen privaten Strand, dort kann man auch baden.
Extratipp: Nebenan liegt der ebenfalls sehr schöne Garten von Glendurgan.

11. Karibisch Küste in Kynance Cove
Eine leichte Linkskurve noch, ein paar Höhenmeter und dann – stockt mir fast der Atem. Weißer Sandstrand, grünblaues Meer, der azurblaue Himmel und das dunkelrote und grünlichschwarze Gestein sind ein grandioser Kontrast. Der perfekte Postkartenblick und ein Influencer Spot. Kynance Cove ist Karibik in Cornwall. Der Himmel ist eine Mischung aus Saphir und Kobalt, das Meer in türkis und smaragdgrün und darüber liegt ein Saum von grasgrüner Wiese. So schön ist die Bucht, wenn die Sonne von Süden hinein scheint. Und wenn Regen und Nebel graue Schleier über die Landschaft legt, können sich seit 1927 die Besucher ins Kynance Cove Beach Café retten. Die erste Influencerin vor Ort war, wenn auch noch ohne Kamera, Königin Viktoria. Sie kam mit ihrem Ehemann Prinz Albert und den gemeinsamen Kindern auf der königlichen Yacht am 6. September 1843 vor Kynance Cove an. Es hat ihnen gefallen, bei nächster Gelegenheit kamen sie wieder. Der Grund für das besondere Farbspiel der Küste sind die Gesteine. Anders als an fast allen anderen Gestaden Cornwalls gehört hier das Hauptgestein zur Gruppe der Serpentine, dem ophiolithischen Stein mit der Färbung einer Schlange.
Die Felsen in der Bucht tragen seltsame Namen. „Möwe“, „Löwe“, „Bischof“, „Kirchturm“ und der kleinste wurde nach dem hier so glücklichen Prinzen „Albert“ benannt.

12. Die südlichste Spitze am Lizard Point
Für mich ist es immer schön, im Süden zu stehen. Nichts ist auf dem englischen Festland südlicher als die felsige Landspitze am Lizard Point. Sie liegt als einziger Landpunkt der britischen Hauptinsel südlich des 50. Breitengrades liegt. So wie Bonn, Winnipeg oder Kiew. Am Ende der Lizard Halbinsel bäumt sich die Steilküste noch einmal auf bevor sie im Meer wild zerfleddert. Wie ein Haifischzahn ragt Englands Süden in die Spur der Schiffe im Ärmelkanal. Nicht alle Kutter und Kähne schafften die schwierige Passage dieser meistbefahrenen Wasserstraße. Manch ein Schiff zerschellte am Riff. Die alte Rettungsstation in der Bucht von Polpeor hat bittere Tage gesehen. Oben am Weg steht eine schwarze Tafel mit der Liste aller die gegen den Felsen prallten. Am Lizard Point endet der Ärmelkanal und es beginnt der Atlantik. Oder umgekehrt, je nach Fahrtrichtung. Ganz unten hat der National Trust Fernrohre aufgestellt und vielleicht zeigt sich sogar eine rotschnabelige seltene Alpenkrähe. Die Cornish Chough ist der Wappenvogel der auch am Lizard Point wieder brütet. Ab und zu steckt ein Seehund seine Nase neugierig aus dem Wasser und die Robben wälzen sich auf dem Fels. Ich entscheide mich für einen Tee im neuen Café Wavercrest direkt am SouthWestCoast Path, stylische Athmosphäre und Panoramaview inklusive.
Oberhalb ragt der weiße Leuchtturm seit 1751 mit seinen trötenförmigen Nebelhörnern in den Himmel. Heutzutage birgt er eine Museum und eine Jugendherberge. Bei schlechtem Wetter warnt das ohrenbetäubende Dröhnen der Hörner die vorbeifahrenden Schiffe und hält die Einwohner des Dorfes Lizard nachts wach. Bei Nebel gleißt das Licht der Prismen alle drei Sekunden weit übers Meer. Ich warte auf den Sonnenuntergang.
Tipps für Lizard: Café Wavercrest ist nicht das einzige Café am südlichsten Punkt Englands. Das Polpeor Café steht noch ein paar Meter südlicher.
In 20 Minuten zu Fuß auf dem South West Coast Path ist die Marconi Wireless Station zu erreichen. Es ist der kleinen dunklen Holzhütte oben auf der Klippe von außen nicht anzusehen, dass in ihr Technikgeschichte geschrieben wurde. Sie war eine Funkstation und ein Versuchslabor von Guglielmo Marconi. Im Januar 1901, mitten im stürmischen Winter, erbrachte er den Beweis, dass Radiowellen nicht am sichtbaren Horizont enden. Marconi war schnell mit der lukrativen Vermarktung seiner Idee der drahtlosen Übertragung von Daten beschäftigt. Er gründete die Wireless Telegraph & Signal Company, die später Marconi Company hieß. Das erste WLAN, das Wireless Local Area Network, wurde hauptsächlich für die Schifffahrt zur Übermittlung von Nachrichten interessant. Hier am Lizard wurde 1910 das weltweit erste SOS empfangen. Dramatischer war das berühmteste SOS der Seefahrtsgeschichte. Es kam von Marconis Funktelegraf auf der Titanic und wurde ebenfalls auf dem Lizard empfangen. Mit dem smartphone an einem der Ursprungsorte dieser Erfindung zu stehen fühlt sich für einen Augenblick spektakulär an. Marconi Wireless Station, Lizard.
Mehr zum Lizard: Cornwall. Eine Wanderung zum südlichsten Punkt Englands.

13. Der St. Michael’s Mount in der Bucht von Penzance
Die Burg auf dem St. Michael’s Mount krallt sich fest auf einer felsigen Insel in der Bucht vor Penzance. Die Szenerie erinnert an den Mont St. Michel an der normannischen Küste nur ist sie kleiner. Kleine Boote fahren emsig hin und her und bringen uns für 2,50 Pfund hinüber zur Insel. Bei Ebbe ist der St. Michael’s Mount fußläufig zu erreichen. Ursprünglich war der Fels im Meer ein mystischer Platz für Meerjungfrauen und ihre Seefahrer. Vielleicht wurde er sogar von einem gefährlichen Riesen Namens Cormoran erschaffen, der den Bauern an Land das Vieh stahl. Bis der Junge Jack den Riesen trickreich tötete. Auf dem steilen Weg hinauf zur Burg sehe ich im Weg eingelassen das unerwartet kleine längst verschiedene steinerne Herz. Später, im 11. Jahrhundert, gründeten die Benediktinermönche vom Mont St. Michel hier eine Dependance. Mit der Reformation gehörte alles dem König. Auf der Spitze des Berges wurde statt des Klosters eine Burganlage errichtet. Seit 1646, seit 12 Generationen und fast vierhundert Jahren, gehört der Mount einer der reichsten Familien aus Cornwall, der Familie St. Aubyn. Seit 1954 teilt sie sich ihren Besitz mit dem National Trust. Die faszinierende Überraschung ist der Garten! Ich schaue den Aloen und Argarven zu, die raus dem grau des Gesteins ragen. Lavendel und Südseeknoblauch mischen ihr lila mit den Farben der Wellen. Der Garten ist wie eine zerbrechliche Oase im Ozean die den Winden und der salzigen Luft trotzt. Über 50 kleine Terrassen sind so steil übereinander geschachtelt, dass die Gärtner sich zur Gartenarbeit abseilen. Die Wege und Treppen schlängeln sich durch das milde Mikroklima des Golfstroms. Seit 1878 gedeiht hier Vieles überraschend gut.
Tipps für den St.Michael’s Mount: Alle wichtigen Infos zum Besuch des St.Michael‘s Mount, zu Ebbe und Flut und den Öffnungszeiten: https://www.stmichaelsmount.co.uk/
Ein Spaziergang durch den hübschen Ort Marazion auf dem Festland lohnt sich ebenfalls. Morva heißt mein Lieblingsshop für schöne Dinge aus Cornwall.



14. In Mousehole betrachten die Fische die Sterne
In dieses Dorf am Ende der Bucht wollte ich seit langer Zeit reisen. Nun hat es endlich geklappt. Das schönste Dorf in ganz England, urteilte der englische Schriftsteller Dylan Thomas über Mousehole und heiratete deshalb hier seine Frau Caitlyn. Honeymoon in einem Hafenort mit 850 Einwohnern, jeder wusste über die knappe Kasse des Paares Bescheid und war bereit die Hochzeitstage mitzufinanzieren. Mousehole ist ein amüsanter ungeklärter Ortsnamen. „Masell“ lautet die korrekte Aussprache, ganz ohne Maus. Seit Jahrhunderten hat Mousehole sein charakteristisches Aussehen um den Mittelpunkt des halbrunden working harbours bewahrt. Jedes Cottage scheint perfekt. An den dunklen Häusern blühen blaue Glyzienen, die vorwitzigen spanischen Gänseblümchen gedeihen prächtig. Ein älterer Herr grüßt mich freundlich aus seinem Garten. Kommen um zu bleiben wäre eine schöne Sache. So wie der Maler Nigel Hallard der im Urlaub 1967 nach Mousehole kam und gleich für die nächsten 33 Jahre blieb. Doch die Geschichte ist viel älter. Schon um 400 v. Chr. gab es hier eine Hafenmauer. Die Römer transportierten das kostbare Zinn von hier aus in ihre südlichen Provinzen auf dem europäischen Festland. Im Winter wird der Eingang zum Meer mit Balken verschlossen um das Dorf vor den Winterstürmen zu schützen. Dann ist Festzeit in Mousehole. Jedes Jahr wird am 23. Dezember der Tom Bawcock‘s Eve gefeiert und des mutigen Mannes gedacht, der trotz Sturm und Dunkelheit auf die wilde See fuhr und fischte. So endete die damalige zehrende Hungerszeit. Im Gedenken an Tom Bawcock wird der Hafen mit hunderten Lichtern geschmückt und der erste Stargazy Pie der Saison gebacken. Aus der Teigdecke der Pastete schauen verwegene Fischköpfe. Als betrachteten die gebackenen Pilchards sehr neugierig den sternklaren Himmel.
15. Porthcurno und das Minack Theater sind die Bühne
Am besten gefällt mir der Blick vom felsigen Plateau auf die bildschöne Bucht von Porthcurno und das schimmernde Meer. Von hier aus sah ich einmal einen basking shark (Cetorhinus maximus) dort unten im Wasser. Dieser Riesenhai ist die zweitgrößte Fischart weltweit. Es war ein Erlebnis. Auf der Aussichtsklippe ist ein kaum auffallendes kleines drehbares Eisenteil aus drei Metallkreisen verankert. Dieser langsam vor sich hin rostende Gegenstand wurde 1902 als Basis einer 52 Meter hohen Antenne von der Eastern Telegraph Company aufgestellt. Die ganz große Geschichte des kleinen Porthcurnos zeigt sich im Detail. Das Geheimnis von Porthcurno waren die Telegrafenkabel, die den Ort zum Sammelpunkt aller britischen Daten zwischen der Alten und der Neuen Welt machten. 1870 wurden von hier die ersten beiden Kabel nach Portugal und zur Signalstation auf einem Schiff vor Land‘s End verlegt. Das war der Anfang der Datenübertragung. Seit 1970 ist alles Geschichte. Hundert Jahre nach der ersten Datenrevolution wurden die Telegrafenkabel stillgelegt. Gelernt habe ich das alles im Porthcurno Telegraph Museum.
Neben der Aussichtsklippe lehnt sich das Minack Theater in den steilen Hang. Das berühmteste Theater Cornwalls ist das Werk von Rowena Cade. Sie hat es mit Hilfe ihres Gärtners in die Granitfelsen geschlagen und so der Bühne die Kulisse des Meeres gegeben. Im dazugehörenden florierenden Garten blühen die Yukkas, die Agapanthen und Kakteen. Herausragend sind die riesigen blaublütigen Natternköpfe. Es ist so schön, von hier aus gehe ich einfach auf dem Wanderweg bis Land‘s End.
Tipp: Infos und Öffnungszeiten Porthcurno Museum of Global Communication https://pkporthcurno.com/
Infos und Öffnungszeiten Minack Theater https://minack.com/ Besichtigung, Theaterbesuch sind ohne online Ticket nicht möglich.
Mehr zum Thema: Land’s End, Cornwall. Eine traumhafte Wanderung zum westlichen Ende Englands.

16. Bis Land’s End
Unterwegs passiere ich die pittoreske Bucht von Porthgwarra, die normalerweise von Fischern und Badenden genutzt wird und manchmal von einer Filmcrew und einem spärlich bekleideten Ayden Turner als Ross Poldark. An dem kleinen Café mit der roten Telefonzelle mache ich eine Teepause und schau auf den Strand. Wenig später tauchen die farbigen Riesenhüte vor Gwennap Head auf. Sie scheinen von Zauberern vergessen zu sein und doch sind die schwarz-weiß und knallroten Pylonen nichts anderes als alte Seezeichen. 1821 wurden die farbigen Kegel zum Schutz der Schifffahrt aufgestellt und dennoch krachten allein zwischen 1880 und 1923 mehr als 30 Dampfer gegen den Fels namens “Runnels Stone“. Gwennap Head ist ein Paradies für seltene Vögel und mutige Kletterer.
Dann taucht Enys Dodnan aus dem unendlichen Ozean auf. Das Felsentor kurz vor Land‘s End ist ein steinernes Portal durchströmt vom Atlantik. Jetzt sind es noch 5243 Kilometer bis nach New York.
Tipps für Land‘s End: Am Ende des Landes ist keiner allein. Zuviel Rummel lese ich oft. Dem kann jeder einfach entrinnen. An der Küste entlang Richtung Südosten bis Enys Dodnan oder noch weiter und schon wird es leerer. Einfach rechts oder links herum den Vergnügungspark meiden. Mehr Infos auch für Wanderer gibt es hier: Land’s End, Cornwall. Eine traumhafte Wanderung zum westlichen Ende Englands.

Das waren die Reisefrequenzen. Heute unterwegs auf einem langen Weg zu den Lieblingsorten an der Südküste von Cornwall.
Die Tipps stehen diesmal unter den einzelnen Orten.
Was: Roadtrip
Wo: Entlang der Südküste von Cornwall, UK.
Tip: Zu den Wanderpfaden entlang der Küste von Cornwall gibt es auf den Reisefrequenzen separate Berichte. Einfach unter dem Stichwort „England“ schauen.
♥️ Unser Lieblingsort: Jede der 16 Stationen. Und ein Cream Tea im Garten des Housel Bay Hotels auf dem Lizard.

Sehr schöner informativer Bericht.
Herzlichen Dank!