Hallo! Hier sind die Reisefrequenzen, heute unterwegs auf einem Stadtrundgang durch Stendal. Infos, Tipps und Ideen auf 6 Stationen für einen lohnenden Stopp in der mittelalterlichen Metropole der Altmark.
Drei Männer verführen mich nach Stendal in der Altmark. Einer ist riesig, schnurrbärtig, heißt Roland und ist der berühmteste Sohn der Stadt. Der zweite ist der Antikenforscher Johann Joachim Winckelmann. Der dritte war vielleicht niemals in Stendal, verliebte sich jedoch in den Stadtnamen. Unter dem Pseudonym Stendhal schrieb der Schriftsteller Marie-Henri Beyle aus Grenoble einige Hauptwerke der französischen Literatur.
Ein Rundgang durch Stendal. Vom Bahnhof durch die Innenstadt und zurück.
1. Die Anreise nach Stendal
Stendal liegt westlich der Elbe in der südöstlichen Altmark. 120 Kilometer bis Berlin, 150 bis Hannover, 160 bis Leipzig und in etwa 180 Kilometern ist Hamburg erreicht.
Alle zwei Stunden hält der Zug zwischen Berlin und Amsterdam im Bahnhof Stendal. Gut 40 Minuten dauert die Fahrzeit von Berlin-Spandau.
Ich steige aus und sehe Häuser, aber keine Stadt. Ein freundlicher Herr der Bahnhofsmission weist mir den Weg.
2. Vom Bahnhof zum Tangermünder Tor, zum Katharinenkloster und zum Schadewachten
Der Bahnhofstraße folgend erreiche ich das Tangermünder Tor. Zwischen breiten Straßen steht es monumental in Backsteingotik auf seinem romanischen Feldsteinsockel. Das älteste erhaltene Torgebäude einer mittelalterlichen Stadtbefestigung im Norden Deutschlands ist ein schmuckes Bollwerk, gekrönt vom neogotisch wiederhergestellten Zinnenkranz. In der vergitterten ehemaligen Tordurchfahrt parkt grün-gelb die Nummer 4 der alten Pferde-Straßenbahn, die von 1892 bis 1926 auf schmaler Spur mitten durch Stendal rumpelte.



Fast nebenan steht am alten Verteidigungswall der Stadt ein 600 Jahre alter dicker runder Pulverturm. Einst war er ein wehrhafter Teil der Stadtmauer, später Lagerstätte für das brandgefährliche Schießpulver.
Vom Tangermünder Tor aus folge ich der alten Lebensader, dem „Schadewachten“ in den Kern der Stadt. Die Straße ist Teil der zentralen Fernverkehr- und Handelsachse. Schadewachten. Zwischen Raubritter und schützendem Burgwart schwankt die Deutung dieses Namens.
Einst stand hier ein altes Dorf gleichen namens, dann ganz am Rand der Stadt ein Hospital und seit dem 15. Jahrhundert das Katharinenkloster. Zunächst lebten hinter den roten Mauern Benediktinerinnen, nach der Reformation zogen weltliche Stiftsdamen ein. Seit 1963 beherbergt der einstige sakrale Bau das Altmärkische Museum und die ehemalige Kirche ist Stendals Musikforum. Im Museum gibt’s Geschichte von Stadt und Altmark samt originaler Überreste der ursprünglich stolzen Figur des Rolands.
„Roland 1525“. An der Straße zeigt eine vielteilige Skulptur seine Herstellung mit Unterstützung verschiedener Gewerke vor fast 500 Jahren. Am 15. Dezember 2022 wurde das Kunstwerk des Bildhauers Wolfgang Friedrich eingeweiht und schon ist das Schwert von Roland gestohlen.

3. Durch den Schadewachten und die Breite Straße zur Marienkirche
Zwischen Fachwerkhäusern und gründerzeitlichen Fassaden führt die Straße ins Zentrum einer reichen Stadt des mittelalterlichen Glanzes. Wohlhabende Bierbrauer und Tuchmacher handelten mit ihren Waren, von 1359 bis 1518 gehörte Stendal sogar zur Hanse. Die Stendaler betrieben, obwohl fern vom Meer, eine eigene Schiffsflotte und lebten in der finanzstärksten Stadt der Mark.
Geschichte
Das alte Steinedal, das niederdeutsche Steintal und heutige Stendal ist eine Ackerbürgerstadt, deren Stadtplan seit dem Mittelalter fast unverändert scheint. Zur Straßenfront sind die Reihen der Häuser dicht geschlossen, nach hinten öffnen sich unbebaute Grundstücke, Gärten, Garagen, Gerümpel und einfach Platz.
Eigentlich war Stendal zu dritt, entstanden in den Niederungen des Flüsschens Uchte. Es gab das Alte Dorf, den askanischen Hof und die von Albrecht dem Bären gegründete Marktsiedlung. Spätestens Ende des 13. Jahrhunderts wurde alles von einer massiven Schutzanlage samt Mauerring umschlossen. Vier große Kirchen und die Flächen der alten Klöster. Drumherum in einem langgezogenen Oval die Stadtmauer, der ehemalige Wall und Graben, ursprünglich wohl vier Tore.
Mein Weg führt dem Schadewachte folgend auf den Sperlingsberg, dessen Anhöhe kaum wahrzunehmen ist.
Hier steht auf ihrem Sandsteinbrunnen die stadtbekannte Sperlings-Ida. Seit 1906 füttert sie die Vögel. Der Brunnen erinnert an den Geheimen Sanitätsrat Dr. Friedrich Hermann Haacke, der sich als Leiter des Johanniter-Krankenhauses und Mitbegründer des Altmärkischen Museums profiliert hat.
Die Läden werden, je näher ich dem Markt komme, desto mehr Kette. Geschäfte wie in jeder kleineren und mittelgroßen Stadt. Doch in den Seitenstraßen gibt es noch das lebensnahe Angebot. Friseur, Lehmbau, Sargmacher, Polsterer und Schmied. Fremde grüßen freundlich, stoppen für ein paar Worte mit der winterlichen Besucherin. Die Zeit scheint langsamer zu ticken und die Empathie nicht weggeklickt.



Mitten in der Stendaler Innenstadt stehe ich vor der backsteingotischen Marienkirche. Die Kirche der stolzen Bürger und Kaufmannsleute wurde 1283 erstmals erwähnt. Im Osten thront seit dem 15. Jahrhundert ihr breiter behäbiger Hallenchor bekrönt von einem Zinnenkranz, als sei er eine Burg. Von innen ist sie wunderschön, doch erst ab Mai zu sehen.
In ihrer Nähe weilen zwei der verführerisch berühmten Männer. Johann Joachim Winckelmann sitzt mitten auf dem nach ihm benannten Platz auf einem ionischen Kapitel und schaut zum Chor der Kirche. Winckelmann, Sohn eines Schusters, geboren am 09.12.1717, wißbegierig lernbegeistert, besucht die nahe Lateinschule, studiert in Halle und Jena, wird Hauslehrer. 7 Jahre in und bei Dresden, dann Rom. 1763 wird Winckelmann vom Papst zum Aufseher der Altertümer im Kirchenstaat sowie zum Scrittore an der Bibliotheca Vaticana ernannt. Besser kann Karriere kaum laufen. Ein Jahr später veröffentlicht er 1764 sein Hauptwerk, die „Geschichte der Kunst des Altertums“. Er ist Wegbereiter der modernen Archäologie und der Kunstgeschichte. 1768 Triest. Tod durch Mord.
Im Faltengewand mit schön geschnürten Schuhen steht er sinnierend und in Bronze hinter der Marienkirche. Bei soviel heimischer Gotik lockte ihn die Klassik in die Ferne.
4. Von der Marienkirche zum Rathaus und zum Roland am Marktplatz von Stendal
Auf der Westseite der Kirche, auf dem Marktplatz vor dem Rathaus, steht der zweite große Mann. 7,80 Meter hoch und aus stabilem Stein. Roland. Er hält Schwert und Wappen als städtisches Rechtssymbol, Zeichen der hohen Gerichtsbarkeit und Marktfreiheit. 1525 errichtet, inzwischen eine Kopie der Kopie, 1974 nach einem Sturm letztmalig rekonstruiert. Zwischen seinem Lockenkopf und Oberlippenbart blickt Ritter Roland aus großen leeren Augen über den Stendaler Marktplatz. Sein Körper steckt in einem steinernen Plattenpanzer mit eng geschnürter Taille und in der rechten Hand hält er das Schwert. Die Linke stützt ein Schild mit dem alten Stadtwappen des Brandenburgischen Adlers. Der schönste Schmuck am Roland ist das zu einem Haarreif gewundene Stoffband, aus dem verwegen ein blecherner Federbusch gen Himmel ragt.
Zwischen seinen Beinen stützt ihn eine schmale Säule. Auf deren Rückseite kniet unten ein Mann mit einer Schellenkappe während oben ein froschförmiger Narr Dudelsack spielt und dabei das neue Stendaler Wappen hält. Ein Hinweis auf Till Eulenspiegel? In der 51. Historie seiner Erzählung weilt der Schelm in „stendel“, heuert als vermeintlicher Wollweber-Geselle bei einem Tuchmacher in der Weberstraße an, um ihn dann mit seinen Streichen zu verhöhnen.



Große Kulisse am Markt: Hinter dem Roland sind das Rathaus und die schlanken Türme der Marienkirche ein repräsentatives Bild. Das schmucke Stendaler Rathaus ist ein jahrhundertealter Schachtelbau aus roter Backsteingotik und weißer Renaissance. Im ehemaligen Handelsplatz der edlen Tuche, dem Gewandhaus, lockt jetzt das Café Kaffeekult. Leckereien im gotischen Gewölbe sind in echter Tipp.
Ich stehe auf dem Pflaster des weiten Marktes unter dem die archäologischen Spuren des ältesten und größten Kaufhauses nördlich der Alpen verborgen liegen. 1188 erstmals erwähnt, im 14. Jahrhundert umgebaut zu einer fast 60 Meter langen gemauerten Markthalle, Mittelpunkt der Stadt, einst der Handelsplatz europaweit vernetzter Kaufleute, verschwunden.
In den weißen Teil des Rathauses ist die Touristen Info eingezogen. Zwei Frauen, Tipps und Broschüren, an diesem Tag kein Gast außer mir – und Herr Marzahn.
Herr Marzahn ist Stadtführer, ein wandelndes Lexikon und ein absoluter Tipp. Ihn zu treffen ist ein Glück, unverhofft nimmt er mich ins Innere des alten Rathauses mit.
Das alte Rathaus birgt Treppen und verwinkelte Flure, den Blick in einen Innenhof, zarte Renaissancebögen. Viele Generationen haben hier gebaut. Dann öffnet er die Tür. Eine holzgetäfelte Decke, schwere mit rotem Stoff bezogene Stühle, ich bin auf Zeitreise ins 15. Jahrhundert. Nur die Porzellantassen und Thermoskannen auf den Tischen stören auf dem fiktiven Weg in die Blütezeit der Hansestadt Stendal. Heutzutage wird in der alten „Großen Stube“ immer noch getagt. Das Zeichen der mittelalterlichen Erfolgsstory im nun „Kleinen Rathausfestsaal“ ist die holzgeschnitzte Wand. 1462. Die älteste erhaltene weltliche Schnitzwand in Deutschland! Auch wenn drei von vier Teilen nicht mehr erhalten sind, auch wenn die farbliche Bemalung längst abgeblättert und hinweggebürstet ist, bleibt sie ein einmaliges Phänomen. Figuren und Symbole signalisieren die Bedeutung des Raumes. Ein geschnitzter bärtiger Mann hält ein Spruchband mit dem Datum der Fertigstellung des Getäfels zu Martini (11. November) 1462 in den Händen. Zwei Kielbogenfelder zeigen die biblischen Szenen um Simsons erfolgreichen Kampf mit dem Löwen und den vom Wal verschlungenen und unversehrt wieder ausgespuckten Propheten Jona. Zwischen Blattranken sind Tiere und Mischwesen dargestellt. Ein Bierbrauer hält ein Glas, der Erzbischof von Köln trägt schwer an seinem Wappen, der Gewandschneider hat seinen Bart sorgsam geteilt und ein Walker hebt seine Keule. Ohne Herrn Marzahn hätte ich von alldem fast nichts entziffern. Auch der flach geschnitzte Frosch am Ausgang wäre mir entgangen.



In der Hohen Bude, einer der alten Marktstraßen, steht fesch saniert das Victoriabad, aus der Fassade grüßt Diana in Granit, davor ein kleiner Brunnen.
5. Vom Markt zum Uenglinger Tor und zum Winckelmann-Museum
Durch die Breite Straße schlendere ich zur Kirche St. Jacobi. Im 12. Jahrhundert wurde sie gegründet, im 14. und 15. Jahrhundert als dreischiffige sechsjochige gotische Hallenkirche mit einschiffigem Chor ausgebaut. Der untere Teil ist aus Granit, der obere in Backstein. Auch diese sehenswerte Kirche ist ab Mai wieder geöffnet.
Jetzt bin ich fast am anderen Ende der alten Stadt. Links liegt das „Alte Dorf“. Dort wo ein Teil der Drillingssiedlung einst entstand, zieht sich jetzt statt des Angers ein baumbestandener grüner Streifen. An seinen Enden stehen die Sockel zweier nach 1945 konfiszierter Denkmäler der Husaren. Seit dem 17. Jh. bis zum Abzug der 10.000 Mann starken sowjetischen Truppen 1994 war Stendal mit Unterbrechung Garnisonsstadt. Die Gedenksteine von 1913 und 1923 erinnern an den Kampfeinsatz des Husarenregiments zur Beendigung der napoleonischen Herrschaft 1813.
Raus aus der Stadt. Die Wendstraße führt über die historische Stadtbefestigung, der alten Graben ist auf dem Weg markiert. Links schmiegt sich ein Wiekhaus in den Rest der Mauer. Längst sind Mauer, Wall und Graben geschleift und begrünt. Doch das Uenglinger Tor ist prächtig stehengeblieben. In seiner Schönheit hat das zweite erhaltene Stadttor Stendals nur einen tatsächlichen Konkurrenten, das ebenfalls hanseatische Lübecker Holstentor. Zwischen 1288 und 1306 wurde sein Feldsteinsockel sorgsam aufgeschichtet, in der Mitte des 15. Jahrhunderts mit gebrannten Ziegeln aufgestockt und die Fassade mit Blendengliederung und Ecktürmchen dekorativ gestaltet. Baumeister war vermutlich Steffen Boxthude, der auch an Berliner und Brandenburger Kirchen baute. Ab Mai ist die Aussichtsterrasse auf dem Zinnenkranz zum Rundumblick geöffnet.

Außerhalb der Stadtmauer steht die kleine gotische Kirche des ehemaligen Gertraudenhospitals, gegründet um 1370 vom Ratsherren und reichen Kaufmann Nikolaus von Bismarck. Es ist das einzige der sieben mittelalterlichen Hospitäler, das die Zeiten als Bauwerk überstanden hat.
Hier haben die Eltern von J.J. Winckelmann ihre letzten Lebensjahre verarmt verbracht.
Bis zu ihrer alten Wohnung in der heutigen Winckelmannstraße sind es nur ein paar Meter Fußweg. In einem einfachen Fachwerkhaus haben sie gewohnt, dort ist ihr später so berühmter Sohn Johann Joachim Winckelmann zur Welt gekommen. Vater Winckelmann war Schuster, einer von über 70 in der Stadt. Heute steht anstelle des alten Hauses ein späteres und beherbergt das Winckelmanmuseum. Ganz alleine schlendere ich durch die moderne Ausstellung und bin begeistert, dass an diesem Wintertag das Haus geöffnet ist. Nur ich und einer der wichtigsten Wegbereiter der Archäologie und Kunstgeschichte.
Im ersten Raum höre ich die Schreie. Sehe, wie Winckelmann blutend, mit einem Messer schwerst verletzt, die Treppe hinunterstürzt. Das ist sein Ende in Triest. Ein grausamer Tod nach einem reichen Leben, dokumentarisch beginnend mit dem Taufeintrag ins Kirchenbuch der Petrikirche. Bücher, Schrifttafeln, Drucke – vom Schulbeginn bis zum Karrierehöhepunkt in Rom erkunde ich Winckelmanns Leben museal. Es gibt viel zu lesen, einiges Anzuschauen und ein extra Familienmuseum. Bei besserem Wetter sind sicher auch die Außenflächen mit einem riesigen Trojanischen Pferd und einem Labyrinth recht unterhaltsam.



6. Von der Petrikirche vorbei am Mönchskirchhof und dem Dom St. Nikolaus zurück zum Bahnhof von Stendal
Wenige Schritte bis zur Petrikirche mit ihrem kleinen Chor und hohen Schiff. Sie ist die älteste Kirche der Stadt Stendal, die ersten Steine für das Fundament wurden 1285 gelegt. Am 12. Dezember 1717 kam Familie Winckelmann zur Taufe von Johann Joachim. Der Klang der großen Glocken aus den Jahren 1490 und 1498 hat ihn sicher noch an vielen Tagen durch die Gassen und ins elterliche Haus begleitet.
Es wird langsam dunkel. Ein winterlicher Tag in Stendal huscht vorüber.
Im Zwielicht erreiche ich den Mönchskirchhof, das Areal zweier ehemaliger Klöster. Noch vor der Petrikirche begannen in diesem Randgebiet die Franziskaner nach Stiftung mit dem Bau ihres Konvents. Auf der einen Seite die Franziskaner, auf der anderen die Franziskanerinnen. Welch interessante Nähe. Dort wo einst die Kirche der Mönche stand, entstand 1789 ein neuer Schulbau. Heute steht von den mittelalterlichen Gebäuden noch das zur Bibliothek umgebaute Refektorium der Mönche. Statt Leib-Speisen gibt es Bücher. Vom einstigen Nonnenkloster blieb die einschiffige St. Annenkirche, Gebetsraum der Stendaler Katholiken.
Auf dem grünen Mönchskirchhof sind die ersten Bäume gefällt, eine große Umgestaltung sollte beginnen. Doch es bleibt wie es ist. “Lebensfreude“ und “Ufer”, zwei kräftige Skulpturen, behalten ihre Plätze.
Zu ihnen könnte sich der Kagelwit gesellen. Dietrich von Portitz, 1300 in Stendal geboren, als Franziskaner die weiße Kapuze (den witen Kagel) tragend, war ein Aufsteiger aus der Altmark. In ehrgeiziger Traumkarriere brachte er es zum obersten Kanzler im Königreich Böhmen und Erzbischof von Magedeburg.
Durch die Weberstraße spaziere ich zum Dom St. Nikolaus, der eine Stiftskirche ist. 1188 wurde das Chorherrenstift gegründet und direkt Papst Clemens III. unterstellt. Der Graf von Gardelegen, Enkel Albrecht des Bären, hatte das wirtschaftliche Potential Stendals erkannt und gründete das Wahrzeichen kirchlicher Macht. Sein auffälliger gotischer nördlicher Querhausgiebel gleicht einem Magnet. Im rot weißen Blendwerk schmückt ihn eine Maßwerkrosette über zwei Davidsterne. Im 15. Jahrhundert wurde umgebaut, die heutige Hallenkirche wuchs in die Höhe. Die Diamanten von St. Nikolaus sind 22 Glasfenster, die seit Mitte des 15. Jahrhunderts in allen Farben funkeln. Vor dem zentralen Luftangriff am 08.04.1945, vier Wochen vor Kriegsende, wurden sie ausgebaut gesichert.
Fehlt nach Roland und Winckelmann noch der dritte Mann. Stendhal. Der französische Schriftsteller und Militär Marie-Henri Beyle. Warum er den Stadtnamen zu seinem bevorzugten Pseudonym wählte, bleibt sein Geheimnis. Verbrachte er, worüber Quellen schweigen, während des napoleonischen Feldzuges hier ein paar Tage mit den Franzosen? Wählte er den Namen aus Respekt vor Johann Joachim Winckelmann? Liebte er Wilhelmine von Griesheim, die vielleicht in Stendal war? Gefiel ihm, der kein deutsch sprach, einfach das Wort Stendhal?
Jeder Mann bleibt ein Geheimnis und jede Stadt ein Wunder zu entdecken.
Das waren die Reisefrequenzen. Heute unterwegs auf einem Stadtrundgang durch Stendal in der Altmark.
Tipps und Infos für einen Besuch in Stendal:
Was: Stendal in der Altmark
Wo/Hinkommen: Zwischen Hannover und Berlin, westlich der Elbe. Der Zug Amsterdam-Berlin hält alle zwei Stunden am Bahnhof Stendal.
Von Bahnhof Stendal 10 Gehminuten bis zur Altstadt.
Touristen Info Stendal: Im Rathaus am Markt.
Die Touristeninformation Stendal bietet gute Informationen auch im Netz und tolle Stadtführungen vor Ort an. https://www.stendal-tourist.de/
Museum:
Winckelmann-Museum https://www.winckelmann-gesellschaft.com/
Altmärkisches Museum https://museum.stendal.de/
Turmführung zu den Glocken der Marienkirche: April bis Anfang September, Sa 11 Uhr
Öffnungszeiten Museen, Kirche, Tore: https://www.stendal-tourist.de/oeffnungszeiten
Food: Das Café Kaffeekult im gotischen Saal Am Markt 1 bietet (nicht nur) süße Verführungen
♥️ Unser Lieblingsort in Stendal: Die Altstadt, die großen gotischen Kirchen, das Rathaus und sein Innenleben, bei den drei berühmten Männern Roland, Winckelmann und Stendhal.