Seddiner See. Erkundungen in Seddin, Kähnsdorf, Wildenbruch und Fresdorf.

Hallo! Hier sind die Reisefrequenzen – heute mit Tipps für einen Ausflug zum Seddiner See und den Dörfern am Ufer. Von Seddin nach Kähnsdorf und Wildenbruch mit einem Abstecher nach Fresdorf. Ein Ausflug in Brandenburg, ein Spaziergang am Wasser und ein Hauch von Ostsee-Feeling.

Der Große Seddiner See, nicht weit von Michendorf entfernt, liegt an einem dieser letzten Wintertage ruhig unter leicht verschneitem Eis. Mit dem Kleinen Seddiner See und dem kleinen Kähnsdorfer See ist er Teil einer Gemeinschaft am nordwestlichen Rand des ausgedehnten Naturparks Nuthe-Nieplitz.

Seddiner See. Erkundungen in Seddin, Kähnsdorf, Wildenbruch und Fresdorf.

Die Dörfer lagern lange schon am mit Schilfrohr dicht bewachsenen Ufer. Seddin, Kähnsdorf, Wildenbruch und das ein wenig abseitige Fresdorf werden erstmals 1375 in der Statistik Kaiser Karl IV. erwähnt. Karl IV. ließ sie für seinen Sohn Wenzel den Faulen, brandenburgischer Kurfürst und König von Böhmen, erfassen. Da waren die Siedlungen am See bereits uralt, besiedelt seit über 10.000 Jahren.

Seddin

Vom Bahnhof Seddin (RE 7), von Michendorf aus mit dem Bus oder über die Bundesstraße 2 ist das langgestreckte Seddin am See gut zu erreichen. In der Ortsmitte steht die Kirche, ihre Wetterfahne zeigt das Jahr in dem der Bau entstand. 1735. Eine kleine Badestelle liegt zwischen Bäumen und fast am Ortsende gibt es leckeren Fisch im Fischerhof Seddin. Frisch oder traditionell geräuchert. Ansonsten sind die Wege zum See in Seddin beschränkt.

Seddiner See. Erkundungen in Seddin, Kähnsdorf, Wildenbruch und Fresdorf.
Kirche in Seddin

Kähnsdorf

Mein zweites Ziel ist Kähnsdorf, die Siedlung die den Namen eines slawischen Mannes Kanja trägt. Am Ortsrand finde ich den „Findlingsgarten am Seddiner See“. Ein großer Parkplatz lässt Sommeransturm ahnen, jetzt bin ich ganz allein. Auf einer Fläche von 25.000 qm wurde eiszeitliches Gelände zwischen sanften Höhen und Wasserläufen nachgeformt. Hier liegen die vielfarbigen schweren Findlinge, vom Eis aus Skandinavien einst hergeschoben. Der Findlingspark ist quasi ihr Exil, evakuiert von den Spargelfeldern der Umgebung. Auf kleinen Tafeln steht ihre geologische Bezeichnung, ein informativer Audioguide berichtet die Details. Zwischen den bunten Steinen stehen Kunstobjekte, teils sind sie aus Stein gemeißelt. Am Eingang wartet unter einem UFO-gleichen Schutzdach mit dekorativer Wetterfahne der Picknickplatz und zudem gibt es kostenlose Info-Flyer. Ein liebevoll gestaltetes Gelände, eine gepflegte Oase zur Erholung, zum Lernen, zum mit den Steinen sein. Eintritt frei – Spende erbeten.

Hinter dem Findlingsgarten steht die reetgedeckte Friedhofskapelle vor den Gräbern zwischen jungen Bäumen. Ben Wagin, Künstler, Baumpate und Initiator des Berliner „Parlaments der Bäume“ liegt hier neben einer Birke bestattet ohne Grabstein.
Ich schlendere durch Kähnsdorf, lasse den Kiefernwald zurück. Vorbei an Pferdekoppeln und Schafweiden, doch die Idylle stört der Wolf wie ich hier lese. Vorbei am empfehlenswerten Gasthof Reuse zur winterlich geschlossenen schilfrohrgedeckten hübschen Kulturscheune. Von 1825 bis 1930 war sie eine Schule, anschließend Ferienhaus eines jüdischen Besitzers, enteignet vom NS-Staat, seit 1998 gehört das Fachwerkhaus samt Anbau der Gemeinde. Sorgsam restauriert wurde es zur Kulturscheune und Heimatstube ausgebaut.

Seddiner See. Erkundungen in Seddin, Kähnsdorf, Wildenbruch und Fresdorf.

Zwischen den Häusern sehe ich ab und zu das Schimmern des Seddiner Sees, das Ufer ist hier meist privat.

Entstanden vor rund 20.000 Jahren in der eisigen Weichsel-Kaltzeit droht der Seddiner See jetzt auszutrocknen. Im Mittel ist er 3 Meter tief, im Maximum 7. Der Seddiner See ist ein nährstoffreicher Rinnen- oder Toteissee, von Austrocknung massiv bedroht. Früher verbrauchte die industrielle Kälbermast das Wasser, später verseuchte es die Karpfenzucht. Heute nutzen der Golfplatz am nördlichen Ufer, die Spargelbauern der Umgebung und die Ferienhausbewohner das Wasser des Seddiner Sees. Langsam fällt er trocken.
Außerhalb des Dorfes ist die kleine Badestelle mit ihrem weiten Seeblick heute still. Das geschützte Schilfrohr wiegt sich leicht im Wind.

Auf der anderen Seite der schmalen Straße ruht der Kähnsdorfer See. Ein paar Meter weiter liegt am Seddiner See die größte Badestelle „Kähnsdorfer Strand“ und fast gegenüber der „Campingplatz Kähnsdorf“.
Eine Woche später bin ich mit einer Freundin wieder hier. Das Eis ist verschwunden, der Seddiner Sees rauscht im heftigen Wind in Wellen an den Strand. Muscheln und unzählige kleine Findlinge liegen auf dem Sand. Ostsee in Brandenburg! Ein ungewohntes Feeling. Durch den niedrigen Wasserstand weitet sich der Strand. Zwei Schwäne suchen Futter.

Wildenbruch

Am Strandufer entlang spazieren wir in einer halben Stunde zur Wildenbrucher Badestelle und weiter bis ins Dorf. Landeinwärts parallel wäre die „Alte Poststraße“ zwischen Berlin und Leipzig eine Wanderalternative durch das Feld.
Wildenbruch schart sich um seine Feldsteinkirche, im 13. Jahrhundert wurde sie aus den Findlingen der Umgebung aufgemauert. Überragt von einem kecken Fachwerkturm steht sie auf dem alten Kirchhof. Das Kirchenschiff, der Chor und schließlich auch die Apsis springen jeweils ein Stück zurück und geben der wehrhaften Kirche ihre auffällige Form. Gen Osten wird sie immer schmaler. Innen steht eine rekonstruierte Schuke-Orgel, doch auch diese Kirchentür ist fest verschlossen.

Wir schlendern durch das Dorf. Im Gasthaus Zum Seddiner See ist jeder Platz besetzt. Vor manchen Häusern stehen Schilder und berichten ausführlich und liebevoll von Haus, Hof und Bewohnern. Nach einer Runde habe ich viel gelesen und bin mit dem Dorf schon fast auf Du. Einst hat es harte Zeiten überstanden. 1806 lagen die Truppen Napoleons mit 14.000 Mann und 4773 Pferden vor und um Wildenbruch. 165 Offizieren konfiszierten Wohnräume in den Häusern, die Truppen stahlen was sie brauchten. 7 Kühe, 2 Ochsen, 340 Schafe, 135 Schweine, 290 Gänse, 288 Hühner. Inzwischen hat sich Wildenbruch erholt, der Dorfkern ist gentrifiziert. Glänzend sind die neu gestrichenen Fassaden, groß die neuen Fenster in dem alten Backstein. Vielleicht hat der nahe Golf- und Country Club Seddiner See hier inspiriert. Auch scheint viel Geld für Parkschilder vorhanden, P1 und P2 sind zahlreich in blau ausgewiesen.

Seddiner See. Erkundungen in Seddin, Kähnsdorf, Wildenbruch und Fresdorf.

Es gibt noch drei weitere Ortsteile von Wildenbruch. Lehnmarke aus dem Mittelalter. Hier lehrten die Zisterzienser Mönche aus Lehnin die Ziegelproduktion. Bergheide und Six hingehen sind Waldsiedlungen der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Kraniche ziehen über das Dorf, der Frühling ist ganz nah.

Fresdorf

Unser Weg führt fort vom See zum letzten Stop nach Fresdorf. Fresdorf ist wieder ganz die Mark. Die Häuser stehen um den alten Anger, die mittelalterlichen Fundamente der Kirche wurden im 18. und 19. Jahrhundert neu aufgebaut und dann verändert. Auf dem Friedhof steht ein großer Findling in Erinnerung an den Heimatdichter Hermann Thomas. 1855 in Fresdorf geboren und schließlich Schuldirektor in Berlin. Zugegebenermaßen sind mir seine Geschichten über die Tiere und Menschen aus der Zauche völlig unbekannt. „Heiratsmarkt und Dorfhochzeit“

Auch hier wie schon in Wildenbruch bringen Hinweistafeln mit Erläuterungen mir das Dorf und seine früheren Bewohner näher. Am Dorfplatz steht die alte Schmiede, der Schmied wohnte einst gegenüber. Statt Nägel, Bolzen und Hufeisen werden in dem kleinen Haus jetzt Leckereien frisch geschmiedet. Die „Weinschmiede“ ist ein entspannter Ort. Drinnen lodert das Feuer im Kamin, draußen im romantisch wilden Hof sitzen wir zum ersten Mal in diesem Jahr einfach in der Sonne und genießen hausgemachte Apfeltarte.
Am Ende der Wanderung um den See anderen Ende steht die Heimvolkshochschule am Seddiner See. Einst lag hier das Dörfchen Kunersdorf, dann entstand hier ein Forstamt, heute ist es ein Lernort. Wir bleiben beim Kuchen.

Das waren die Reisefrequenzen. Heute am Seddiner See mit Tipps zu Seddin, Kähnsdorf, Wildenbruch und Fresdorf.

Anreise: Bis Bahnhof Seddin mit RE 7 und entlang der Kunersdorfer Straße in 2 km bis zum See. Vom Bahnhof Michendorf mit der Buslinie 643 nach Seddin. Mit dem Auto über die A10 und die B2.
Wanderung: Die Wanderung um den Seddiner See ist markiert und nicht zu verfehlen, gut 2,5 Stunden Wanderzeit, allerdings insbesondere auf der Südseite nicht am Ufer des Sees entlang.
Heimatstube und Kulturscheune Kähnsdorf: März bis Oktober Do, Fr, Sa und So 11 – 16 Uhr
Findlingsgarten in Kähnsdorf: https://www.findlinge-seddin.de/
Weinschmiede Fresdorf: http://www.weinschmiede-fresdorf.de/winterimpressionen/08.php
Land ohne Wasser ist nichts wert: Ein Förderverein kämpft mit vielen Infos um den Wasserstand https://fördervereinseddinersee.de
♥️ Unser Lieblingsplatz: Der Kähnsdorfer Strand. Der Findlingsgarten. Die Weinschmiede in Fresdorf.

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