Hallo! Hier sind die Reisefrequenzen. Heute unterwegs auf dem Land zwischen Oderbruch und Barnim. Wir nehmen Euch mit nach Kunersdorf – Möglin – Ihlow und Reichenow, nordöstlich von Strausberg in eine Zwischengegend, in die erstaunlich wenig Ausflügler ihren Weg finden. Welch ein Irrtum. So sind wir in dem hügeligen Märkisch-Oderland nicht ganz aber fast allein.

Sonnenblumen blühen auf den weiten Feldern, Hitze hat das Grün verbrannt, die Straßen schwingen auf und ab zwischen den kleinen Seen und Dörfern, mal asphaltiert, mal kopfsteingepflastert.
Ein inspirierendes Museum, ein Schlosspark und das charmante Café in Kunersdorf bei Wriezen
Unser erstes Ziel ist Kunersdorf, Ortsteil von Bliesdorf südlich von Wriezen in Brandenburg. Weniger als 200 Einwohner mit lebendiger Gegenwart und großer Vergangenheit. Einst stand hier ein Schloss, in dem sich die aufgeklärte und romantische Runde der Nachbarn und Freunde traf. Man nannte Schloss Cunersdorf, bis 1945 mit C, einen Märkischen Musenhof. Während der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts diskutierte hier in Kunersdorf eine illustre Gesellschaft über effektivere Landwirtschaft, Infrastrukturprojekte, gesellschaftliche Reformen und die romantische Literatur. Die Frauen von Friedland, Angehörige der Familie von Lestwitz und von Itzenplitz, die Brüder Humboldt, die Bildhauer Schadow und Rauch, Professor Thaer aus dem nahen Möglin, Savigny, Goethes Freund Zelter, Ludwig Tieck und schließlich der Schriftsteller Adelbert von Chamisso trafen sich im Salon auf Schloß Cunersdorf.
Der Treffpunkt Schloss steht nicht mehr. Am Ende des Zweiten Weltkrieges, als die Landschaft zwischen der Oder und Berlin in ein Schuttfeld zerschossen wurde, brannten am 17. April 1945 in Kunersdorf das Schloss, die Gutsgebäude, das alte Barfushaus und die Dorfkirche nieder. Die Ruinen wurden nach 1945 abgerissen. Heute ist Kunersdorf ein spannender Erkundungsort mit einem inspirierenden Museum und einem charmanten Café für besondere Veranstaltungen, gesellige Runden und leckeren Kuchen. Wie einst ist Kunersdorf wieder ein Platz der Musen.

Erstmals wurde Kunradestorp 1340 urkundlich im Besitz von Heinrich II. von Barfuß erwähnt, so erzählt die Geschichte. Die Zeiten und die Besitzer wechselten, schließlich verkaufte der Markgräfliche Hofrat Carl Philipp Mentzel das Gut Kunersdorf 1765 an Hans Sigismund von Lestwitz. Lestwitz war Schlesier, Generalmajor der preußischen Infanterie und errang seinen Ruhm in der Schlacht gegen Österreich 1760 im November bei Torgau. Zum Dank schenkte ihm Friedrich II. das gerade an die Krone gefallene Gut Friedland und von Lestwitz kaufte Gut Cunersdorf dazu. Bis 1774 wurde das neue Herrenhaus fertig. Dreigeschossig, 37 m lang, Mansardendach. Ein typischer spätbarocker Landbau, die Fassade im zeitgenössischen Rokoko. Als Hans Sigismund von Lestwitz starb, übernahm seine einzige Tochter Helene Charlotte 1789 die sechs zum sogenannten Friedländischen Besitz derer von Lestwitz gehörenden Güter. 1771 hatte sie den damaligen Gesandten am Dresdener Hof, Adrian Heinrich Freiherr von Borcke geheiratet, wurde Mutter einer Tochter Henriette Charlotte und ein Jahr nach der Eheschließung 1772 wieder geschieden. Friedrich II. erteilte den beiden Frauen Mutter und Tochter von Lestwitz die Konzession, den Namen von Friedland mit dem von Lestwitzschen Familienwappen zu führen und die Güter ihres Besitzes zu verwalten. Helene und Henriette waren die eigenständigen, entscheidungsstarken „Frauen von Friedland“.
Eine gut funktionierende profitable Landwirtschaft blieb ein Fokus der Frauen von Friedland. General von der Marwitz auf Friedersdorf schreibt über Helene: „Das meiste in der Landwirtschaft ungefähr alles, was ich nicht schon aus der Kindheit wußte und nachher aus der Erfahrung erwarb habe ich von einer sehr merkwürdigen Frau in unserer Nachbarschaft gelernt, von einer Frau von Friedland. … Sie war aber nicht bloß eine Landwirtin, sondern eine höchst geistreiche und in allen Dingen unterrichtete Frau. Ich schulde ihr sehr viel,….“ Helene von Friedland legte den Grundstock zu einer Büchersammlung, die mit über 30.000 Bänden zu den größten privaten Bibliotheken in Preußen gehörte. Ihre Kenntnisse über die Landwirtschaft, die Botanik, die Kunst und Literatur erwarb die geistreiche Gastgeberin im Selbststudium. Fast alle Folianten sind am Ende des Krieges in Kunersdorf verbrannt.
Ihre Tochter „Henriette Charlotte war eine sehr kluge, sehr stolze, sehr mutige und charakterstarke Frau. Sie trug weiße Kaschmirkleider, hohe Stiefel, einen langen Gehrock mit großen weißen Knöpfen und eine Art Halskrause. Wie ihre Mutter saß sie gern zu Pferde. Sie ging niemandem entgegen, ließ auch den vornehmsten Besuch warten, bis es ihr genehm war zu erscheinen.“ Schreibt Theodor Fontane. Woher er seine Informationen hatte ist nicht überliefert. Tochter Henriette Charlotte heiratete den Kriegs- und Domänenrat Graf Alexander von Itzenplitz. Nach einer Europareise kauften sie das Gut am Groß Behnitzer See, das später Familie Borsig als Landgut Borsig – Landgut Stober. Von Lokomotiven zur Landwirtschaft. diente. Gemeinsam begannen die Frauen von Friedland mit Hilfe des Obergärtners Friedrich Walter ein detailliertes Pflanzenverzeichnis anzulegen. Schließlich erhielten sie eher zufällig Unterstützung eines Franzosen. Adelbert von Chamisso zog sich mit Hilfe von Freunde im Sommer 1813 aus dem besetzten Berlin vor der antifranzösischen Stimmung zurück und reiste nach Kunersdorf. Hier legte er im Auftrag der Frauen von Friedland ein Herbarium mit 1700 Pflanzenbeispielen an und erarbeitete die dritte Auflage der wissenschaftlichen Veröffentlichung aller auf den Friedländischen Gütern vorkommenden und kultivierten Gewächse. Zusätzlich fand er Zeit um seine romantische Novelle „Peter Schlemihls wundersame Geschichte” zu schreiben. 70 Seiten über einen Mann der seinen Schatten verlor und den Traum Chamissos einer Weltreise vorwegnahm. Gleichzeitig setzte Adelbert von Chamisso mit diesem Band seinem Vorbild Alexander von Humboldt ein Denkmal.



Bevor wir das Chamisso Museum und die Welt des Adels besuchen, stehen wir in Kunersdorf vor einer modernen roten Backsteinkirche der 50er Jahre. Sie ist ein architektonisches Phanteon und Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Dorfkirche. Innen ist auf Tafeln in Wort und Bild die interessante Geschichte des Dorfes erläutert. Dort lese ich ein Zitat von Fontane übe seinen Aufenthalt in Kunersdorf, dem ich ohne Zögern zustimmen kann. „Ich habe in diesen drei Tagen soviel gesehen, dass das bloße sehen eine Arbeit wäre, aber es sehen und dabei beständig ordnen, schreiben, arbeiten, einreihen in andres ist wirklich eine große Anstrengung.“ Hinter dem Zaun nebenan steht die 1920 als Dependance für zum Schloss errichtete Villa in einem Bauerngarten voller überbordender weißer Hortensien und reifender Äpfel. Sie beherbergt seit 2019 das informative, ansprechend liebevoll gestaltete Chamisso-Museum des Fördervereins Kunersdorfer Musenhof. Die stellvertrenden Vorsitzende Margot Prust vom Findling-Verlag führt uns engagiert und zügig durch die Museumsräume und in die virtuell intellektuelle Runde des Märkischen Musenhofs. Mittelpunkt der ansprechend gestalteten Ausstellun ist das Leben und Wirken des Autors Adelbert von Chamisso. Einer der Höhepunkt stellt filmisch die Rekonstruktion der Stationen seiner Weltreise auf einem russischen Schiff nach. Modern, interessant, informativ.



Wir schweifen ein paar Schritte durch das Dorf bis zum ehemaligen Schlosspark und der Leerstelle Schloss. Nur eine Kopie der ursprünglichen Sonnenuhr, deren Original im Museum ausgestellt ist, zeigt Platz und Vergänglichkeit des Kunersdorfer Musenhofs an. Still ruht ein See und das zeitgenössiches Kunstwerk der Künstlerin Erika-Stürmer Alex aus Sandstein und Bronze erinnert an Frau von Friedland. Ein Apfel und eine goldene Kugel ruhen auf einem Kissen. Um das Symbol des Schönen und Praktischen gibt es jetzt Streit. Die Denkmalbehörde ist gegen die moderne Parkbereicherung, denn die Parkanlage wurde 1825 von Peter Joseph Lenné als Schlosspark gestaltet und steht unter Schutz. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg gravierend zerstört, nur sechs Linden und drei Trauerweiden blieben von dem einstmals wertvollen Baumbestand. Im Sinne Lennés wird nachgepflanzt. Die Sonnenuhr zeigt ihren Schatten. Wir gehen langsam zurück.

Hinter der Kirche auf dem alten Friedhof von Kunersdorf stehen die Grabmäler der Familien von Lestwitz, von Friedland, von Itzenplitz, von Oppen. Johann Gottfried Schadow, Christian Daniel Rauch und Christian Friedrich Tieck haben neben anderen Bildhauern an der klassizistischen Grabkolonnade aus Marmor mitgewirkt.
Unsere Reise geht weiter ins nahe Möglin.
Die Biographie Albrecht Daniel Thaers, eine Ausstellung und ein verwunschener Gutspark in Möglin
Möglin auf der Barnimer Höhe am Rande des Oderbruchs. Die holprige Dorfstraße führt am privaten ungenutzten weiß verblichenen Gutshaus vorbei. Einst war es der Wohn- und Wirkungsort von Albrecht Daniel Thaer. Hannoveraner Leibarzt des englischen Königs Georg III., Agrarreformer, Gründungsprofessor der Berliner Universität, geboren 1752 in Celle und 1828 in Möglin verstorben. 1802 gründete er in Celle das erste deutsche Landwirtschaftliche Lehrinstitut in seinem stattlichen Herrenhaus am Rande der Altstadt. 1804, mit über 50 Jahren, übersiedelte er aus der blühenden stolzen Residenzstadt Celle in das kleine abgeschiedenen Möglin.

Die Grafen Hardenberg und Itzenplitz hatten ihn überredet und den Agrarforscher mit Ländereien und der Möglichkeit eine private Landwirtschaftsakademie aufzubauen in die Mark nach Möglin gelockt. Die Frauen von Friedland taten ihr übriges. Albrecht Daniel Thaer schreibt begeistert über Henriette Charlotte: “Die Frau besorgt die ganze Wirtschaft, führt alle Rechnungen, die bis ins kleinste Detail gehen …, schreibt in allen Sprachen, korrespondiert mit den größten Gelehrten in Europa,… erzieht ihre Kinder,… kennt alle Menschen in der Hauptstadt und im Lande…” (Simons 1929, S.64) Auf dem von Daniel Rauch und Hugo Hagen um 1860 im Gedenken an Thaer gestalteten Denkmal in der Berliner Stadtmitte sitzt Helene, Frau von Friedland, etwas abseits einer Gruppe stehender Männer und lauscht andächtig dem Mögliner Agrarprofessor. In der Realität war sie selbst der Mittelpunkt intellektueller Besucher, die sich während des Winters in ihrer Stadtwohnung im Nicolaischen Haus in der nahen Berliner Brüderstraße trafen. Albrecht Daniel Thaer wohnte während seiner Berliner Arbeitsaufenthalte fast nebenan hinter dem alten Kronprinzenpalais.
Wir erreichen die Ausstellung und Gedenkstätte Albrecht Daniel Thaer im ehemaligen Dorfgemeinschaftshaus von Möglin. Hier werden in einer ausführlichen und aufmerksam gestalteten Ausstellung die innovative Gedankenwelt Professor Thaers und ihre praktische Umsetzung vorgestellt. Nachgebaute Pflüge und Eggen, die Kopie seines Lehrstuhls aus der Mögliner Akademie, die Prämissen seiner Konzepte auf lehrreichen Tafeln, die Korrespondenz mit englischen Wissenschaftlern. Es gibt viel zu lesen aus dem Wissensschatz Albrecht Daniel Thaers. Krankheiten sind durch die Psyche mitbestimmt. Landwirtschafter ist produktiver wenn die Bauern nicht leibeigen sondern frei sind. Eine doppelte Buchführung lohnt sich immer. Dreifelderwirtschaft ist ein unproduktiv veraltetes System. Merinoschafe bringen mehr Wolle in besserer Qualität als andere. Ich bin begeistert von einem Maulwurfshügelabflachgerät. Es sieht aus wie ein kleiner Pflug, schiebt vorne eine lange Schneide und zieht hinten dornige Schlehenzweige zum Abflachen der tierischen Hügel.
Der Akademiker Thaer veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Werke, diskutierte mit den innovativsten britischen Kollegen und unterrichtete internationale Studenten an seiner Mögliner Landwirtschaftsakademie. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Szenen intellektueller Fachsimpelei im ländlichen Möglin. Albrechts Ehefrau Philippine leitete eine separate Hauswirtschaftsschule für junge Frauen. Die wiederum an warmen Abenden mit den ausschließlich männlichen Studenten der Agrarakademie wahrscheinlich zum nächsten Badesee wanderten.
Hin und wieder ritten die Thaers ein paar preußische Meilen zu den Frauen von Friedland ins nahe Cunersdorf oder zu den Hardenbergs nach Quilitz/Neuhardenberg.
Die Ausstellungsleiterin Heike Gräfe hat uns die Welt um Albrecht Daniel Thaer erschlossen. Lange noch nach ihrem Feierabend saßen wir in der kleinen Kemenate des Museums und hörten gebannt ihrem unendlichen Wissen über Agrarreformen damals und heute und die Familie Thaer zu. Sie kochte Kaffee extra für uns und während draußen die schönste Sonne schien saßen wir unterm Neonlicht und lauschten fasziniert ihrer Expertise. Über die Familie Thaer die den Vornamen Albrecht bis heute schätzt, über die genialen Reformen und Erfindungen des Wissenschaftlers, über die Welt des Adels im märkischen Oderland damals und heute. Jede Szene wurde lebendig und eine neue Welt entstand vor unseren inneren Augen in diesem viel zu wenig besuchten Museum. Ein Dank an Frau Gräfe. Und ein Aufruf zur öffentlichen Förderung des Trägervereins.
Am Eingang des Museums in Möglin steht Thaers Ehefrau Philippine, geborene von Willich, in einer Statue des Künstlers Peter Oelker aus Holz. Die Wetterstation neben ihr hat Jörg Kachelmann gespendet. Ohne Wissen über Wetter keine Aussaat und keine Ernte.
Wir gehen an einem fast 8 Tonnen schweren Bohuslän-Granit Findling auf dem eine Metallplakette an Thaer erinnert vorbei zur Feldsteinkirche.



Dort, zwischen der Kirche und seinem ehemaligen Gutspark ist Albrecht Daniel Thaer begraben. Im öffentlich zugänglichen verwunschenen Park schmiegen sich Bäume um einen binsenbestandenen See. Noch romantischer wäre es ohne Mücken. Das Mögliner Gutshaus steht leer und scheint in seiner letzten Funktion ein Gasthaus gewesen zu sein. Aus den Stämmen gefällter Alleebäumen die Thaer einst bis nach Reichenow pflanzen ließ schnitzen die Mögliner im Skulpturenworkshop Tiere und Bänke. Ende eines Mustergutes.
Ein Abstecher nach Ihlow zu Büchern und dem Drehort von Krause
Ihlow ist filmreif für Krause. Fast alle Außenaufnahmen der im fiktiven Schönhorst gedrehten Kultserie spielen hier. Idyllische Kulisse pur. Eine in ihren Grundfesten spätromanische Feldsteinkirche, zwei Teiche, malerische Bauernhäuser. Das Gutshaus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im sanft ungepflegten Kolorit gehörte bis 1945 Familie von Bredow, im Gutspark liegen ihre Familiengräber. Die Dorfstraße ist so rumpelig voller Schlaglöcher, dass ich Angst vor Schäden am Auto habe. So erhalten die Ihlower ihre kleine Welt. Apfelbäume stehen am Straßenrand und mein Reisegefährte zeigt mir enthusiastisch genau wo Horst Krauses Motorrad in Filmszenen fuhr. Als sähe ich noch die Spuren im märkischen Sand zwischen Holperpflaster und Wiese.

Die Ihlower scheinen zum Teil Berliner zu sein, Liebhaber der Barnimer Landschaft und einige Künstler. Sie partizipieren am Programm “Offene Höfe“ und laden Gäste ein. Im Biohof gibt es gemütlich schöne Zimmer zum Übernachten und einen Laden.



Unser Traumort ist das Antiquariat von Frank Witte. Über 50.000 Bücher stapeln sich hinter Ihlows Feldsteinen in einer ausgebauten teils verglasten Scheune bis unter das Dach. Wie sollen wir jemals von hier wieder fortkommen?
Das stylische Schloß Reichenow

Zum Schluß unserer Tour im Land zwischen Oder und Barnim sind wir trotz eines Unterwegs-Picknicks hungrig und stellen uns die brandenburg-typische Ausflugsfrage. Wo können wir speisen?
Ein neogotisches Schloss am See, eine perfekte Impression im weichen Abendlicht. Die Tür scheint verschlossen und öffnet sich doch.
Schloss Reichenow ist ein Traum in Tudor, erbaut um 1900 vom Millionär August Freiherr von Eckardstein. Die Herren saßen schon länger in Reichenow und wurden kurzerhand Baron genannt. 1814 hatten sie mit Johann Gottlieb Koppe einen der wichtigsten Anhänger Professor Thaers als Gutsverwalter beschäftigt. Architekt des neuen Herrenhauses war Hofbaurat Gustav Hauer. Bis 1945 blieb das Neo-Tudorensemble im Familienbesitz derer von Eckardstein. Dann folgten Enteignung und Nutzung als Schule. Heute ist das Schloss Reichenow ein Hotel. Zwar hat der Besitzer 2020 erneut gewechselt, doch Pächter Jan Henrik Eilers ist geblieben. Der zweigeschossige Putzbau mit seinem hohen Granitbruchsteinsockel ist von vorgebauten Loggien und Balustraden geprägt. Unter Zinnen, Türmchen und spitzbogigen Fenstern führt im Inneren eine herrschaftliche Holztreppe vom Foyer in den ersten Stock und zu den Zimmern. Deren Raumstruktur und einzelne Details sind gründerzeitlich erhalten. Das ehemalige Gemach der Hausherren hat noch immer einen Balkon mit weitem Blick über den verträumten Langen See.
Offen nur für Hausgäste. Und dann kommt doch alles anders. Die jungen Frauen an der Rezeption reagieren auf unsere hungrigen Fragen mit dem Angebot wenigstens einer Vorspeise. Wir finden den schönsten Terrassenplatz mit Aussicht auf den unter uns liegenden ruhigen See. Es gibt Berliner Leber, Portion Hauptspeise, lecker. Durch den Park stürmen zwei Angestellte in weißen Hemden und schwarzen Hosen mit einem kleinen Traktor. Lachen, rennen, räumen den Gartenschnitt weg. Die Frau, die unser Essen serviert sagt, das Beste an ihrer Arbeit hier sei das Team. Und die Gäste. Die hohen Bäume rauschen in der Abendbrise, das Licht der Sonne versinkt im See. Die letzten Schwimmer ziehen ihre Bahnen.
Nah ist’s auch sehr schön.

Tipps für Kunersdorf – Möglin – Ihlow – Reichenow
Was: Mit dem Auto oder per Fahrrad zu den Dörfern der Schlösser und Musenhöfe östlich von Berlin.
Wo: Die Tour durch das märkische Oderland zwischen Kunersdorf und Reichenow ist mit dem Fahrrad ab Bahnhof Wriezen bis Bahnhof Strausberg in insgesamt ca. 40 km möglich
Kunersdorf: Chamisso Museum, Dorfstraße 1, 16269 Bliesdorf OT Kunersdorf
https://www.kunersdorfer-musenhof.de/
Cham.Café in Kunersdorf, Mi – So 11-18 Uhr
https://chamcafe.de/
Möglin: Museum Möglin, Haupstraße 10, 15345 Reichenow-Möglin OT Möglin
http://www.albrecht-daniel-thaer.org/seite/104588/ausstellung.html
Öffnungszeiten der Ausstellung im Museum Möglin: 1.4.-30.9. Do-So 11-17, 1.10.-31.3. Di Fr 10-16
Reichenow: Hotel und Restaurant im Schloss https://www.schlossreichenow.com/schloss-restaurant
Food: Cham Café in Kunersdorf, Hotel Schloss Reichenow, Biohof in Ihlow
Stay: Biohof Ihlow, Hotel Schloss Reichenow
♥️ Unser Lieblingsort: Die Museen in Kunersdorf und Möglin, das Antiquariat in Ihlow, das Cham.Café und die Terrasse des Hotels Schloss Reichenow
