Angermünde – Rundgang durch die sehenswerte Altstadt in der Uckermark

Hallo! Die Reisefrequenzen nehmen Euch mit auf einen Rundgang zu den Sehenswürdigkeiten in der liebevoll restaurierten Altstadt von Angermünde im Norden Brandenburgs. Wir geben Tipps für eine interessante Zeit in der Stadt der Uckermark, etwa 90 Kilometer von Berlin entfernt.
Der historische Stadtkern von Angermünde schmiegt sich an das Ufer des weiten Mündesees, einst war er zusätzlich durch eine Burg geschützt. In der flach welligen Umgebung wird Natur großgeschrieben. Angermünde liegt am Rande des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin, unweit des UNESCO-Weltnaturerbes Buchenwald Grumsin und westlich des Nationalparks Unteres Odertal.

Angermünde ist eine charmante Ackerbürgerstadt. Fachwerkhäuser, gotische Kirchen, Reste einer Stadtmauer, künstlerische Skulpturen, plätschernde Brunnen und bunte Blütengrüße säumen das Kopfsteinpflaster der Straßen und Gassen. Die Stadt hat sich schön gemacht!
Dabei ist Angermünde mit rund 324 km² so groß wie Bremen oder Dresden. Die Eingemeindung von 23 Ortsteile und mehr als 40 Wohnplätzen garantieren der Stadt eine der größten Flächen aller deutschen Gemeinden.

Der Ortsname von Angermünde kam mit den ersten deutschen Siedlern im 13. Jahrhundert an. Er ist eine Namenübertragung vom älteren Tangermünde an der Elbe. Die plattdeutsch sprechenden Neuankömmlinge in der Uckermark haben das T von Tangermünde als Kürzung des niederdeutschen „to“ = „zu“ verstanden und den gedachten Namen „t´Angermünde“ irgendwann zu Angermünde gekürzt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Stadt im Unterschied zum westlichen Tangermünde „Neu-Angermünde“ genannt. 

  • Inhalt
  • 1. Der Marktplatz von Angermünde, der liebenswerte Marktbrunnen und das Museum
  • 2. Die Kirchen und ihre Geschichte
  • 3. Die mittelalterliche Stadtbefestigung anschauen
  • 4. Tipps und Infos für Angermünde

Nach einem verheerenden Stadtbrand wurde Angermünde ab 1705 wieder aufgebaut und die innerstädtische Grundstruktur entspricht bis heute dem alten Plan. Abgesehen von der mittelalterlichen Stadtbefestigung und den großen Kirchen ist die Bausubstanz daher oftmals um die 300 Jahre alt. Außen zeigt die Stadt eine teilweise erhaltene harte Schale und innen einen hübschen Kern. Wir beginnen unseren Rundgang durch Angermünde.

1. Der Marktplatz von Angermünde, der liebenswerte Marktbrunnen und das nahe Museum. Von Michael Kohlhase und dem Hauptmann von Köpenick.

Das Zentrum ist der Marktplatz. In seinen weiten Dimensionen zeugt er vom erfolgreichen Handel der Angermünder Bauern und Bürger. Getreide, Wolle und Fisch kamen neben anderen Produkten auf den Markttisch. Seit 1317 führte der Fernweg Berlin – Stettin als Lebensader über den Angermünder Marktplatz. Hier kaufte Hans Kohlhase 1532 exakt die Pferde, die ihm später in Sachsen unrechtmäßig abgenommen wurden. Heinrich von Kleist hat in seiner Novelle Michael Kohlhaas darüber geschrieben.
Mittendrin thront das Rathaus von 1850, praktisch und preußisch samt Turmuhr. Davor steht ein hölzerner Esel, gemeißelt vom Künstler Karl Rätsch. Er ist eine Nachbildung des ursprünglichen Pranger-Esels, auf den sich zur Strafe letztmalige 1851 die ertappten Betrüger und Fälscher setzen mussten. An diesem noch frühen Morgen ist der Platz auf dem Esel leer.
Für einen Mann namens Wilhelm Voigt wäre der Esel nicht Strafe genug gewesen. Der spätere „Hauptmann von Köpenick“ wurde schon vor seiner Köpenickiade auf der Angermünder Poststelle wegen Scheckfälschung verhaftet und im Gericht hinter dem Markt verurteilt.

Der alte Marktbrunnen wurde wieder sichtbar gemacht und um ihn herum hat Christian Uhlig eine vielfigurige Szene gestellt. Aus einem auf Rädern stehenden Kahn sprudelt Wasser über zwei Enten im Käfig. Eine faule Katze zählt die von ihr erlegten fünf Mäuse. Auf dem Fischbrett wird gewogen und der Gebrauch erläutert. Leicht verwundert schauen sich Frau und Mann am Schauplatz um.
Im Stadtcafé Hilde&Heinz gibt es Frühstück und Kuchen, ab 10 Uhr scheinen auch die Angermünder munter zu werden. Am zweiten Tag unseres Besuchs in der Altstadt grüßen wir schon die bekannten Gesichter von gestern. Früher wohnte in diesem Haus Frau von Seydlitz, die sich 1764 nach ihrer Scheidung vom Reitergeneral Friedrichs der Großen Friedrich Wilhelm von Seydlitz nach Angermünde begab. Später zogen Kürschner und Schneider in das imposante Fachwerkgebäude ein.
Gegenüber ist das ehemalige Postamt seit 1881 eines der wenigen gründerzeiltichen Gebäude im Städtchen.
Am Rande des Marktplatzes steht die kleine Ratswaage, in der gegen Gebühr die zum Verkauf angebotenen Waren gewogen werden konnten. Später zog in das Haus ein Infanterieregiment und dann die Freiwillige Feuerwehr ein. Heute lockt die MilchEisBar des regionalen Produzenten Hemme-Milch mit einem leckeren kühlen Angebot.

Auf der anderen Seite des Platzes steht vor einem über 300 Jahre alten prachtvollen Fachwerkhaus die Skulptur eines Schäfers. Die korrekte Adresse vom Haus Uckermark lautet „Am Steinweg“, wohl die erste gepflasterte Straße des Städtchens. Dieses Gebäude diente als Gasthaus mit Bierbraurecht, als Hotel Reichshalle, als Kino und Saalbau inklusive einer Turnhalle. Die Angermünderinnen erinnern sich an die stinkenden Toiletten und die trotzdem schöne Zeit dort. Seit 1992 stand es leer, bis 2020 das Museum Angermünde und die zertifizierte Tourismus-Info in den luxussanierten Bau einzog. Im Museum zeigen Exponate die lokale Geschichte und erinnern an den Schriftsteller Ehm Welk, der bei Angermünde geboren und insbesondere durch sein Buch “Die Heiden von Kummerow” bekannt wurde. Ein verzauberter Garten mit bunten Staudenrabatten und fruchttragenden Obstbäumen lädt mit lauschigen Sitzplätzen zum Verweilen.

Besonders schön in Angermünde:
Auf dem Marktplatz die Fachwerkhäuser betrachten

Die Skulpturen des Marktbrunnens fotografieren
Den Geschichten auf den knallroten Emailleschildern an den Häusern folgen
Auf der Mündeseepromenade entlang der „Steinzeit der Moderne“ zum Steg schlendern

2. Die mittelalterlichen Kirchen von Angermünde und der Skulpturengarten. Von Franziskanern und einem grauenhaften Ketzerprozess.

Der massive, fast wehrhafte Turm der Hauptkirche St. Marien überragt, als wolle er sie schützen, die Häuser der Stadt. Seit der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde an St. Marien gebaut, zunächst romanisch, später im gotischen Stil. Besonders fasziniert mich die exakt gemeißelte Fassade aus hartem Granit. Die Findlinge der Eiszeit wurden mit mittelalterlichen Werkzeugen in akkurate Formen gezwungen.

Im Innenraum ist der Prospekt einer von Joachim Wagner geschaffenen und der Firma Schuke sorgsam restaurierten Barockorgel der Blickfang. Aus dem neogotisch neu gefassten Gewölbe schauen gemalte Dämonen und Tierköpfe zu.
Die zweite große Kirche in Angermünde gehörte zum Kloster der Franziskaner. 1299 wird die Anwesenheit des Mönchordens erstmals erwähnt, im selben Jahrhundert beginnen sie mit dem Bau ihrer Kirche St. Peter und Paul. Ursprünglich war die Kirche ein einschiffiger Granitquaderbau, später wurde sie erweitert und Mitte des 15. Jahrhunderts neu gedeckt. Mit der Reformation mussten die Franziskaner die nun protestantische Mark Brandenburg verlassen. Geflüchtete Hugenotten nutzten die Kirche, anschließend zog ein Militärmagazin, die Feuerwehr und das Heimatmuseum ein. Sie hat in diesen Zeiten sehr gelitten, wurde geplündert, ihres Gewölbes beraubt. Nachdem sie Ende des 20. Jahrhunderts saniert als Kulturstätte diente, ist die Angermünder Klosterkirche seit 2021 wegen gravierender Schäden geschlossen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Klostergebäude stehen steinerne Skulpturen, direkt vor dem Eingang bilden ein Mann und ein Narr ein buntes Paar. „Geschichte ohne Ende“ von Christian Uhlig.
Ein dunkles Kapitel der Angermünder Geschichte ist mit den Franziskanern verbunden. Sie scheinen verantwortlich für die Verbrennung von 14 Menschen auf dem Marktplatz zu sein. Die Opfer gehörten der religiösen Minderheit der Waldenser an, die in der Uckermark Schutz gesucht hatten. Nach einem Ketzerprozess wurden sie 1336 hingerichtet. Angermünde war gebrandmarkt.

Eine kleine gotische Kapelle steht am ehemaligen Berliner Tor ganz Rande der alten Stadt. Die Heilig-Geist-Kapelle gehörte zum Hospital und möglicherweise ansteckende Kranke sollten abseits der Kernstadt kuriert werden.

Mariä Himmelfahrt ist die im neoromanischen Backsteinstil errichtete und 1894 geweihte katholische Kirche. Nachdem für die aus Westfalen und dem Eichsfeld zugezogenen katholischen Textilfachleute und die polnischen Landarbeiter der alte Gottesdienstraum zu klein war, entschied sich der Erzbischof für den Neubau. Die Martinskirche gehört seit 1854 den Altlutheranern, die sich im Protest gegen die preußische Kirchenunion von der Landeskirche abspalteten.
Eine Synagoge stand in der Klosterstraße. 1938 wurde sie von nationalsozialistisch gesinnten Bürgern zerstört.

3. Die mittelalterliche Stadtbefestigung und die Grundmauern der Burg von Angermünde. Von einem fliehenden Hirsch und der Steinzeit der Moderne.

Von den einst 2,3 Kilometern sind noch 570 Meter erhalten. Von den einstmals vier Toren steht keines mehr. Die Stadtmauer von Angermünde war eine gewaltige Befestigungsanlage aus Granit und Backstein. 1293 wurde sie erstmals erwähnt, bis 1850 war sie verschwunden und ihr Material anderweitig verbaut. Der „Ring“ folgt bis heute der Spur der Mauer und in ihrem Verlauf ragt der runde Pulverturm als ein Relikt der Verteidigung 21 Meter hoch auf. Er ist der einzig erhaltene Stadtturm. Auf seiner konisch zulaufenden Spitze nisten seit 1850 die Störche und schauen auf die Reste der Mauer.
Mit Findlingen und kleinen Modellen wird an das Berliner, Schwedter und Prenzlauer Tor erinnert. Allein das Seetor zum Mündesee hat eine größere Ehre. Es ist Teil des städtischen Wappens dessen Gestaltung auf einer Legende beruht:

„…Früher war Angermünde von wildreichen Wäldern umgeben, und häufig zogen die Burgherren mit ihren Helfern auf die Jagd. Einmal hatten sie einen stattlichen Hirsch von morgens an gehetzt, aber ohne Erfolg. Erst am Abend gelang es, ihn am Ufer des Mündesees einzukreisen. In seiner Verzweiflung sprang das Tier ins Wasser und schwamm auf die Stadt zu, wo das Wasser bis dicht an die Stadtmauer stand. Dort lief der Hirsch an Land und durch das offene Tor. Auf dem Marktplatz war er mit seinen Kräften am Ende und ließ sich ergreifen. Damit war die Jagd beendet. Ein Jäger eilte zum Tor und blies vom Turm das Halali. Zur Erinnerung wurde der schwimmende Hirsch ins Stadtwappen aufgenommen.“

– Albert Burkhardt (Auswahl und Bearbeitung): Der Schatz von Chorin.

In der nordwestlichen Ecke der Angermünder Altstadt stand wahrscheinlich seit dem 12. Jahrhundert die Burg. In ihrem Schutz wuchs die Stadt und erwehrte sich ihrer Feinde. Wenig ist von ihr erhalten. Ein Hügel über zugemauertem Gewölbe, Reste einer mächtigen Granitmauer, Grundzüge des sechseckigen Bergfrieds. 1420 eroberte Kurfürst Friedrich die Burg und die Stadt, damit fiel Angermünde von Pommern an die Mark Brandenburg. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Festung überflüssig und ihre Bausteine zum kostenlosen Versorgungslager. Erst nach dem großen Stadtbrand und dem daraus resultierenden Mangel an Baumaterial stand der Abtransport von Festungssteinen seit 1709 unter Strafe von 50 Talern

Fast an der Stelle der ehemaligen Angermünder Burganlage wurde 1899 die Mälzerei eröffnet. Burg zu Bier. Seit dem Umbau von 2016 beherbergt das stattliche Industriegebäude barrierefreie Wohnungen.
Wir schlendern auf der Promenade am Mündesee bis zum Steg. Skulpturen aus Findlingen in bizarren Formen fördern entlang der „Steinzeit der Moderne“ die Phantasie. Sie sind künstlerischer Ausdruck der seit 1992 jährlich stattfindenden „Hartgestein-Symposien“ und inspirieren in Monumentalität, Stabilität und Idee.
Dann schauen wir auf den Mündesee und lassen uns von einem kleinen Angler belehren.
Angermünde lohnt einen Besuch. Viele interessante Details und kleine Blumeninseln bereichern den Stadtrundgang. Die knallroten Emailletafeln, die an vielen Gebäuden angebracht sind, erzählen detailreich und interessant die Geschichte und Geschichten von Leuten und vom Leben in Angermünde. In der Klosterstraße 13 hat Königin Luise auf ihrer Flucht vor den napoleonischen Truppen eine Pause gemacht und im Garten die Kürbisse bewundert.

Das waren die Reisefrequenzen, unterwegs auf einem Rundgang durch die hübsche Altstadt von Angermünde.

4. Sehenswürdigkeiten, Infos und Tipps für Angermünde

Was: Stadtrundgang und Museumsbesuch in Angermünde
Wann: Zu jeder Jahreszeit
Anreise: Mit dem Zug von Berlin aus stündlich RE3 nach Angermünde
Die Bahnstation in Angermünde ist seit 1842 eröffnet und gehört zu einer der ersten Strecken in Preußen: Berlin – Stettin. Vom Bahnhof Angermünde 10 Minuten Fußweg in die Innenstadt.
Mit dem Auto über die B198, Parkplätze mit Parkscheibe vorhanden.
Museum: https://www.museumangermuende.de/ , Eintritt für Erwachsene 4,- € (2023)
Touristen-Info: https://www.angermuende-tourismus.de/informationen/tourist-information.html
Museum und Touristen-Info beide im Haus Uckermark, Steinweg am Marktplatz
Lebensmittel einkaufen: Regionalladen, Rosenstraße mit nettem kleinen Café
Wildblume Bioladen, Brüderstraße mit Bistro
Bäckerei Schreiber, Rosenstraße
Restaurant & Café: Hungerstein, am Seetor. Pizzeria, Berliner Straße. Stadtcafé am Markt. Oder einfach ein Picknick am See.
Umgebung von Angermünde: Weltnaturerbe Buchenwald Grumsin von Groß Ziethen oder Altkünkendorf (dort jeweils Info-Zentren) aus zu erreichen. Wunderschön.
Wanderung um den Wolletzsee inkl. Strandbad.
Übernachtung: Uns hat die „Ferienwohnung in Schmargendorf bei Angermünde“ gut gefallen.
♥️ Lieblingsplatz in Angermünde: Der blühende Garten hinter dem Museum. Der Brunnen voller Geschichten auf dem Marktplatz. Der Steg am See.


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